Perlenriff

Kapitel 20: Carpe Diem

20.11.2016 00:28

Violetta strich sich eine silberne Haarsträhne aus dem Gesicht und genoss die paar Sonnenstrahlen die es geschafft hatten sich durch das Wolkendickicht einen kleinen Korridor zu bahnen.  Die Wärme rötete leicht ihre Wangen und mit Wehmut dachte sie an ihr Dorf und ihre Tiere. Es kam ihr vor als wären nicht nur ein paar Monate vergangen, sondern Jahre als sie Yaltepetl verlassen hatte um Verbündete zu finden im Kampf gegen die geheime Macht. Nie war sie weiter weg und einsamer als zu diesem Zeitpunkt.

Die alte Welt wie die Toltac Indianer das Festland zwischen den Drachenkavernen und Kingshill nannten glich mehr einem Friedhof mit armseligen Ghettos als dem stolzen prächtigem Duria wie es in alten Schriften noch genannt wurde. Das bunte fröhliche Treiben in den Markhallen Durias ist versiegt und musste dem süßlich rauchigem Gestank der verbrannten Toten Platz machen die täglich nach Sonnenaufgang verbrannt wurden. Scheiterhaufen und Ascheberge so groß wie Handelsschiffe türmten in den Dörfern und Städten und zeugten von bitteren tödlichen Schlachten die Angst und Schrecken zurückließen sogar bei den mächtigsten aller Krieger.

Zum Glück war Sjena noch an ihrer Seite, ihre treue weise Harpyie. Sjena hat es sich angewöhnt Violetta mit einem hohen schrillen Schrei zu warnen, wenn sie Gefahr roch und genau dieser Schrei riss Violetta aus ihren Gedanken. Violetta teleportierte sich in Windeseile von der sonnenerhellten Lichtung unter ein paar alte Trauerweiden ganz in der Nähe. Sie hielt ihren Atem an und blickte sich mit wachsamen Augen um. Sjenas Geruchsinn war wie immer untrügbar und ein Wiedergänger kündigte sich mit gurgelnden röchelnden Geräuschen an. Sie wusste nicht ob er sie bereits bemerkt hatte oder nur auf der Suche nach Lebenden war. Die Augen waren das schlimmste, diese schwarzen seelenlosen Augen die ihr immer wieder das Herz brachen, wenn sie hineinblickte. Violetta zog aus ihrem Bündel ihre Eis-Rute und legte sich auf die Lauer. Sie beobachtet den Wiedergänger und folgte ihm leise und unbemerkt.

Sie war bereit um ihn zu neutralisieren doch dazu musste sie ihn genau in diese schwarzen herzerweichenden seelenlosen Augen treffen. Der Wiedergänger war reich gekleidet mit einem mächtigen Hexenset vergangener Glorie. Ein großer schwarzer Fleck mitten in seinem Wams am Rücken zeugte von der tödlichen Verwundung die ihm zugebracht wurde und ihn in dieses Ding verwandelt hatte. Anhand seines Körperbaues vermutete Violetta dass es wohl ein starker Zwei Hand Krieger war.  Violetta wusste das sie ihn neutralisieren musste den es gab zu viele von ihnen um sie entkommen zu lassen. Sie kennen keine Gnade oder Erbarmen. Jeden den sie nicht eliminiert wird früher oder später Menschen töten darum durfte sie ihn nicht entkommen lassen.

Dachte sie in dem einen Augenblick noch das sie die Situation unter Kontrolle hatte war ihr innerhalb von Sekunden klar dass sie sich maßlos überschätzt hatte und um Haaresbreite fast ihr Leben verloren hatte. Der mächtige Hammer des Kriegers sauste hart und unerbittlich auf ihre linke Schulter. Das Krachen in Ihrem Schultergelenkt war kaum auszuhalten und das Schlüsselbein brach in einzelne Stücke. Violetta schrie schrill auf von dem Schmerz und mit aller Kraft die sie noch hatte warf sie sich auf die Seite um der letzten Wucht des Hammerschlages zu entkommen.  Der Hammer sauste auf den Boden und der Krieger musste sich erst wieder sammeln um ihn erneut zu erheben.

Blitzschnell fror Violetta den Krieger ein um ihn kurz aufzuhalten doch die Schmerzen in ihrer Schulter ließen keinen klaren Gedanken zu. Der folgende Schlag des Kriegers wird ihr Kopf sein und den Inhalt davon im Staub zermalmen. Aus dem Augenwinkel konnte sie Geschützfeuer sehn und einen Zwerg der wild fuchtelnd rumschimpfte ob er denn nicht wisse das man Frauen nicht so behandelte. Violetta verlor das Bewusstsein.

„Na komm Mädel mach die Augen auf, wird langsam Zeit du hast lange genug geschlafen“ Vio versuchte die Lider zu heben. Das Licht schmerzte in ihren Augen. „Ja gut so Blümchen und nun trink etwas“ . Mit einem Schreck fasste sie sich an ihre Schulter doch die war dick einbandagiert und tat kaum noch weh. Ein Zwerg mit warmen braunen Augen und Nickelbrille grinste sie an „die gute alte Teslaspule heilt sogar tote Elefanten, deine Schulter ist einigermaßen wieder in Ordnung allerdings war der Hammer verseucht mit Andermacht und das sollte sich am besten unsere Heilerin Didhero ansehen“ 

Mit einem leisen Stöhnen setzte sich Vio auf und blickte ungläubig den Zwerg an.  Er reichte ihr einen Becher mit dampfendem Inhalt. Sie wollte gar nicht wissen was es war, sondern nahm dankbar den Becher an und tank ihn in kleinen Schlucken leer. „Na das war ja um Haaresbreite, warum läuft auch so ein Blümchen wie du allein in so einer Gegend rund?“  Violetta musste unwillkürlich lachen, sie hatte inzwischen wohl mehr als tausend dieser Wiedergänger eliminiert und der Zwerg der ihr Leben gerettet hatte fand, dass dies nicht die richtige Umgebung für sie sei.  

Sie richtete sich noch weiter auf und sah erst jetzt das sie in einer Lagerhalle war.  Eine hübsche Zwergen Dame mit einem kleinen mechanischen Drachen welcher dicht über ihr flatterte kam auf sie zu mit selbstgebackenem Brot und eine paar Waldbeeren. "Lass es dir schmecken", und blickte sie ermunternd an. "Oh Kami lass die Kleine doch erstmal wach werden bevor du sie löcherst mit Fragen." "Du hast natürlich recht Mini" meinte der Zwerg und erhob sich stolz "vielleicht sollte ich uns erstmal Vorstellen."

Der Zwerg verbeugte sich tief und sagte: "Mein Name ist Kamikazezwerg und diese überaus liebliche Dame und Mitstreiterin ist Miniela". Ein Räuspern hinter ihm schreckte ihn kurz auf und er drehte sich mit einem Grinsen zu dem Krieger um der hinter ihm stand. „Last but not Least möchte ich dir auch noch Warrix vorstellen, ein großer Krieger, Freund und vor allem ausgezeichneter Ingenieur.  Wir drei waren einige Monate in Andrakasch bei unseren Familien und Freunden und haben dabei geholfen ihre Kampf Linie zu verstärken." „Wie habt ihr geholfen?“ fragte Vio neugierig die ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Wir drei sind Luftschiff-Ingenieure die eine neue Art des Reisens ermöglichen. Ich entwerfen den Korpus, Miniela die Antriebsmechanik und Warrix die Energiegeneratoren. Seit kurzem kann er die Andermacht dafür nutzen. Ein entscheidender Durchbruch im Andermacht Krieg. Wir sind auf dem Weg nach Hause ins Perlenriff zu den Perlentauchern." „Perlentaucher“ wiederholte Vio überrascht. „Dann kennt ihr sicher Luzifer?“ Kami lachte lautstark. „Alter Schwede das wir hier im dunkelsten Ort Durias ein Kätzchen von Luzifer treffen das glaubt uns kein Mensch“.

Vio lachte laut mit und schüttelte den Kopf. „Nein ich bin keine Verflossene von Luzifer ich bin seine Schwester“. Kamis lachen blieb in seinem Hals stecken und er musterte Vio neugierig. „Du hast aber keine Halbblutmerkmale?“ „Nur mein Haar" erwiederte Vio etwas verlegen „und meine Fähigkeiten. Könnt ihr mich zu Luzifer ins Perlenriff bringen?“ " Na Kleine genau das wollten wir sowieso machen da du unbedingt behandelt werden musst wegen der Andermacht.“ " Dann lasst uns aufbrechen das Luftschiff wartet bereits", Warrix zeigte in den Himmel und Vio konnte nun sehen wie ein großer beeindruckender Zeppelin aus Richtung Waldlichtung auf sie zu schwebte und eine Strickleiter nach unten geworfen wurde.

Warrix half erst Mini auf die Leiter und dann gab er Vio die Hand um ihr dabei zu helfen die Strickleiter zu erklimmen. Kami wollte sich nicht helfen lassen und machte einen Riesensatz mit seinem Raketenantrieb und schwang sich auf die Leiter.  "Carpe Diem ihr Krieger und Glückssucher, auf ins Perlenriff!" rief Warrix mit dunkler Stimme und verschwand im Cockpit. Die Reise konnte beginnen.

 

 

 

Kapitel 21: Der Kopfstein

01.12.2016 23:58
 
Die Tage vergingen langsam während der Reise und die Wolken hingen schwer über dem Land. Die geschmeidige, nahezu lautlose Fahrt in der Luft machte Alle etwas träge.  Warrix wurde das Gefühl nicht los, das Miniela immer stiller wurde. Jedesmal wenn er versuchte mit ihr ins Gespräch zu kommen, wirkte sie abwesend und abweisend. Er verstand es nicht. Sie, die so viel zusammen erlebt haben, die über alles reden konnten, die unausgesprochenen Gefühle. Und doch entglitt sie ihm. Er dachte erst, es hat etwas mit Kami zu tun. Der Romeo der Zwerge, dem die Frauenherzen nur so zu flogen. Aber er wurde das Gefühl nicht los, das mehr dahinter steckte.
 
Vio wurde immer lockerer, ihre Schulter schmerzte kaum noch und sie half mit wo sie nur konnte. Kami der immer einen Meet zuviel trank, bemerkte von Miniela's Verhalten nichts. . .
Miniela starrte immer diesen funkelnden violetten Stein an, den sie auf dem Weg gefunden hatte kurz bevor sie auf Vio trafen.  Als Warrix versuchte sie darauf anzusprechen wurde Ela wütend, ging in ihre Schlafkoje und liess ihn einfach stehen. Warrix wusste nicht was sie so veränderte. Er kannte Ela nur lachend , liebevoll und gut gelaunt. Immer einen frechen Spruch auf Lager...
 
Miniela bekam keine Luft. Sie kauerte in der Dunkelheit und wirre Stimmen flüsterten in ihrem Kopf. Krampfhaft rang sie nach Atem und fühlte sich von dem verzweifelten Pochen ihres Herzens erdrückt. In blinder Panik stolperte sie aus ihrer Schlafkoje, einem dumpfen Licht entgegen. Sie fiel, und fiel und fiel und starke Arme umschlossen ihren Körper.
Sie sah in seine Augen. In seine schönen blauen Augen. "Warrix", flüsterte sie und es wurde dunkel.
 
In Panik schrie Warrix nach Kami, der sofort angelaufen kam. Sie trugen sie ins Bett zurück. Kami lief aus dem Raum und kam mit einer Schüssel Wasser zurück. Warrix stand nur stocksteif da und sah nur Ela an. Kami schrie  ihm was zu, doch Warrix hörte nichts . Seine Gedanken hingen nur bei der schönen Zwergin die leblos und blass wirkte.
Kami legte Ela kalte Kompressen auf die Stirn und gab ihr einen Tutgut Trank denn auf solche Vorfälle waren sie nicht ausgestattet. Den Tutgut Trank hatte er damals von Didhero bekommen für Notfälle. Er hätte nie gedacht das er ihn jemals einsetzen müsste. Kamis Arbeit war hier getan. Mehr konnte er nicht tun. Er klopfte Warrix tröstend auf die Schulter und zog sich zurück. Warrix hörte wie sich seine Schritte entfernten. Erst da bemerkte er wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Er Kniete sich neben das Bett, nahm die kleine Hand von Ela. " Bitte, oh bitte komm zu mir zurück. Ich brauche dich noch...."
 
Ela hatte böse Träume. Immer und überall die wirren Stimmen. "Töööötee sie ! Töööte sie alle..." Sie sind böse. Das Perlenriff ist böse....." Zwergen sind da nicht willkommen" " Zwergen sind nur Abschaum" " Koooomm zu uns"
Sie sah in ihren Träumen, wie ihre Freunde nach und nach starben. Wie die Welt langsam schwarz wurde. Und dann immer diese Fratze . Diese schreckliche Fratze die sie auszulachen schien. Aber zwischen dem ganzen bösen hörte sie immer eine warme Stimme. Sie kannte sie, Bei ihr fühlte es sich an wie zu Hause wie Liebe. Aber ihr fiel der Name nicht ein.....weit weit weg in ihrem Bewusstsein wusste sie es .....aber es fiel ihr nicht ein. Das war das einzigste, was sie zu hindern schien einfach auf zu geben.
Die Tage vergingen. Warrix war fast permanent bei Ela. Er wusste nicht wie lange sie schon unterwegs waren. Die Tage und Nächte vergingen wie im Treibsand. Bis er von draußen Kami brüllen hörte, " PERLENRIFF !!! Das Perlenriff ist in Sicht !!! "  Da wusste Warrix das sie gerettet sind.
 " Bitte Ela, halt noch ein bisschen durch", flüsterte er ihr ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die kalte Wange. Rushy und Powerland kamen in die Schlafkajüte gestürmt , dicht gefolgt von Kami und Didhero. Warrix bewegte sich keinen Zentimeter. Alle wussten er würde Ela nicht von der Seite weichen. Eher würde er sogar mit seinen Freunden Kämpfen.
Didhero beugte sich über Ela. Sie roch an dem Atem der Zwergin und schloss die Augen. "Sofort ins Perlenriff mit ihr! SOFORT !", schrie sie. Warrix nahm sie auf seine Arme und folgte Did. Rushy ging hinter ihnen und murmelte eine Art Zauber. Während Powerland den Schluss der Eskorte bildete und bereit zum Kampf war. Keiner achtete auf Vio, die unsicher allen folgte.
Saabia kam der kleinen Gruppe entgegen. Did und sie schauten sich an. Ohne was zu sagen drehte Saabia sich um und rief nach Stoney. Als er in der Großen Eingangshalle erschien, blickte sie ihn besorgt an," Hier ist schwarze Magie am Werk!  Bitte rufe alle Magier zusammen, wir müssen den Säuberungszauber durchführen. Drasanx kann den Magiern helfen um die Zutaten zu besorgen!"  Saabia schaute Warrix an, der Ela noch immer in seinen starken Armen hielt. Saabia wünschte sich, sie würde mehr Zuversicht spüren. Doch sie spürte nichts anderes als Angst. Angst um das Leben ihrer Freundin......
 
 
Didhero neigte den Kopf zu Saabia und flüsterte: " Schau die neue Silberne....ich traue ihr nicht." .....
 

 

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