Perlenriff

Zimtipunzel

27.07.2020 19:23

 


Am Rande des Perlentaucherlagers hatte Zimtbrötchen ihre Zelte aufgeschlagen. Sie schmierte gerade viele Butterbrote als Proviant für die bevorstehende Reise und kam dabei in Plauderlaune. Sie richtete Flüsterschwinge, die interessiert lauschte von ihrem bisherigen Leben. Von ihrer Kindheit, Jugend und was passierte bevor sie über Hiraja nach Drakanien kamen. „Los nicht trödeln! Du musst schneller das Brot in Scheiben schneiden, so kann aus dir keine OP Brotabschneiderin werden. Die beiden Frauen lachten und Zimti begann zu erzählen:

Ich erzähle es mal wie ein Märchen, dann kannst du besser verstehen warum ich so bin wie ich bin. Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind, endlich machte sich die Frau Hoffnung ihr Wunsch würde sich erfüllen. Die Leute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen prächtigen Hof sehen, der voll der schönsten Leckerein und Backwaren stand; er war aber von einer hohen Mauer umgeben, und niemand wagte hinein zu gehen, weil er einer Zauberin gehörte, die große Macht hatte, und von aller Welt gefürchtet wurde. Die Düfte von frischen Brötchen, Waffeln und Kuchen verbreiteten sich in der ganzen Gegend und lockten immer viele Reisende an. Meist fragten sie ob das Schlaraffenland in der Nähe sei und meine Eltern reagierten meist sehr genervt und abweisend.

Eines Tags stand die Frau an diesem Fenster und sah in den Bäckerhof hinab, da erblickte sie ein Blech, das mit den schönsten Zimtbrötchen belegt war: und sie sahen so frisch und lecker aus, dass sie lüstern ward und das größte Verlangen empfand von den Zimtbrötchen zu essen. Das Verlangen nahm jeden Tag zu, und da sie wusste dass sie keines davon bekommen konnte, so fiel sie ganz ab, sah blass und elend aus. Da erschrak der Mann und fragte 'was fehlt dir, liebe Frau?' 'Ach,' antwortete sie, 'wenn ich keine Zimtbrötchen aus dem Garten hinter unserm Hause zu essen kriege, so sterbe ich.' Der Mann, der sie lieb hatte, dachte 'eh du deine Frau sterben lassest, holst du ihr von den Zimtbrötchen, es mag kosten was es will.' In der Abenddämmerung stieg er also über die Mauer in den Garten der Zauberin, nahm in aller Eile eine Hand voll Zimtbrötchen und brachte sie seiner Frau. Sie aß sie sogleich in voller Begierde auf. Sie hatten ihr aber so gut, so gut geschmeckt, dass sie den andern Tag noch dreimal so viel Lust bekam. Sollte sie Ruhe haben, so musste der Mann noch einmal in den Hof steigen. Er machte sich also in der Abenddämmerung wieder hinab, als er aber die Mauer herabgeklettert war, erschrak er gewaltig, denn er sah die Zauberin vor sich stehen. 

 

'Wie kannst du es wagen,' sprach sie mit zornigem Blick, 'in meinen Garten zu steigen und wie ein Dieb mir meine Zimtbrötchen zu stehlen? das soll dir schlecht bekommen.' 'Ach,' antwortete er, 'lasst Gnade für Recht ergehen, ich habe mich nur aus Not dazu entschlossen: meine Frau hat eure Zimtbrötchen aus dem Fenster erblickt, und empfindet ein so großes Gelüsten, dass sie sterben würde, wenn sie nicht davon zu essen bekäme.' Da ließ die Zauberin in ihrem Zorne nach und sprach zu ihm 'verhält es sich so, wie du sagst, so will ich dir gestatten Zimtbrötchen mitzunehmen so viel du willst, allein ich mache eine Bedingung: du musst mir das Kind geben, das deine Frau zur Welt bringen wird. Es soll ihm gut gehen, und ich will für es sorgen wie eine Mutter.' Der Mann sagte in der Angst alles zu, und als die Frau in Wochen kam, so erschien sogleich die Zauberin, gab dem Kinde den Namen Zimtbrötchen und nahm es mit sich fort. „Und deine Eltern, äähm ich meine die Eltern von dem Kind haben das einfach so geschehen lassen?“ Zimtbrötchen errötete etwas und meinte das sie dazu nichts sagen kann, aber sie war ja eine mächtige Zauberin und was hätten sie denn machen sollen.

Zimtbrötchen ward das schönste Kind unter der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war, schloss es die Zauberin in einen Turm, der in einem Walde lag, und weder Treppe noch Türe hatte, nur ganz oben war ein kleines Fensterchen. Wenn die Zauberin hinein wollte, so stellte sie sich unten hin, und rief


Zimtbrötchen, Zimtbrötchen,
lass mir dein Haar herunter.'


Zimtbrötchen hatte lange, wirklich lange prächtige Haare, fein wie gesponnen Gold. Wenn sie nun die Stimme der Zauberin vernahm, so band sie ihre Zöpfe los, wickelte sie oben um einen Fensterhaken, und dann fielen die Haare zwanzig Ellen tief herunter, und die Zauberin stieg daran hinauf.


Das kleine Brötchen lernte früh sich allein zu beschäftigen. Sie lass viele Bücher, alles was ihr die Zauberin mitbrachte: von Poesie bis hin zu komplizierter wissenschaftlicher Fachliteratur. Bald wusste Zimtbrötchen fast alles was die Menschheit zu dieser Zeit wissen konnte. Nur wie es sich anfühlte unter anderen Menschen zu leben, dass wusste sie nicht. Nach ein paar Jahren trug es sich zu, dass der Sohn des Königs durch den Wald ritt und an dem Turm vorüber kam. Da hörte er einen Gesang, der war so lieblich, dass er still hielt und horchte. Das war Zimtbrötchen, die in ihrer Einsamkeit sich die Zeit damit vertrieb, ihre süße Stimme erschallen zu lassen. Der Königssohn wollte zu ihr hinauf steigen und suchte nach einer Türe des Turms, aber es war keine zu finden. Er ritt heim, doch der Gesang hatte ihm so sehr das Herz gerührt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging und zuhörte. Als er einmal so hinter einem Baum stand, sah er dass eine Zauberin heran kam und hörte wie sie hinauf rief


Zimtbrötchen, Zimtbrötchen,
lass dein Haar herunter.'


Da ließ Zimtbrötchen die Haarflechten herab, und die Zauberin stieg zu ihr hinauf. 'Ist das die Leiter, auf welcher man hinauf kommt, so will ich auch einmal mein Glück versuchen.' Und den folgenden Tag, als es anfing dunkel zu werden, ging er zu dem Turme und rief mit noch vorsichtiger Stimme:


Zimtbrötchen, Zimtbrötchen,
lass dein Haar herunter.'


Alsbald fielen die Haare herab und der Königssohn stieg hinauf.


Anfangs erschrak Zimtbrötchen gewaltig als ein Mann zu ihr herein kam, wie ihre Augen noch nie einen erblickt hatten, doch der Königssohn fing an ganz freundlich mit ihr zu reden und erzählte ihr dass von ihrem Gesang sein Herz so sehr sei bewegt worden, dass es ihm keine Ruhe gelassen, und er sie selbst habe sehen müssen. Da verlor Zimtbrötchen ihre Angst, und als er sie fragte ob sie ihn zum Manne nehmen wollte, und sie sah dass er jung und schön war, so dachte sie 'der wird mich lieber haben als die alte Frau,' und sagte ja, und legte ihre Hand in seine Hand. Sie sprach 'ich will gerne mit dir gehen, aber ich weiß nicht wie ich herab kommen kann. Wenn du kommst, so bring jedes Mal einen Strang Seide mit, daraus will ich eine Leiter flechten und wenn die fertig ist, so steige ich herunter und du nimmst mich auf dein Pferd.' Sie verabredeten dass er bis dahin alle Abend zu ihr kommen sollte, denn bei Tag kam die Alte. Die Zauberin merkte lange zeit auch nichts davon, bis einmal Zimtbrötchen anfing und zu ihr sagte 'sag sie mir doch, werte Frau, wie kommt es nur, sie wird mir viel schwerer heraufzuziehen, als der junge Königssohn, der ist in einem Augenblick bei mir.' 'Ach du gottloses Kind,' rief die Zauberin, 'was muss ich von dir hören, ich dachte ich hätte dich von aller Welt geschieden, und du hast mich doch betrogen!' In ihrem Zorne packte sie die schönen Haare des Zimtbrötchen, schlug sie ein paar Mal um ihre linke Hand, griff eine Schere mit der rechten, und ritsch, ratsch, warm sie abgeschnitten, und die schönen Flechten lagen auf der Erde. Und sie war so unbarmherzig dass sie die arme Zimtbrötchen in einen Wilden Wald mit großer Wüstenei brachte, wo sie in großem Jammer und Elend leben musste.


Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, machte Abends die Zauberin die abgeschnittenen Flechten oben am Fensterhaken fest, und als der Königssohn kam und rief


Zimtbrötchen, Zimtbrötchen,
lass dein Haar herunter,'


so ließ sie die Haare hinab. Der Königssohn stieg hinauf, aber er fand oben nicht seine liebste Zimtbrötchen, sondern die Zauberin, die ihn mit bösen und giftigen Blicken ansah. 'Aha,' rief sie höhnisch , ' du willst die Frau Liebste holen, aber der schöne Vogel sitzt nicht mehr im Nest und singt nicht mehr, die Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen auskratzen. Für dich ist Zimtbrötchen verloren, du wirst sie nie wieder erblicken.' Der Königssohn geriet außer sich vor Schmerz, und in der Verzweiflung sprang er den Turm herab: das Leben brachte er davon, aber die Dornen, in die er fiel, zerstachen ihm die Augen. Da irrte er blind im Walde umher, aß nichts als Wurzeln und Beeren, und tat nichts als jammern und weinen über den Verlust seiner liebsten Frau. So wanderte er einige Jahre im Elend umher und geriet endlich in die große Wüste, wo Zimtbrötchen mit den Zwillingen, die sie geboren hatte, einem Knaben und Mädchen, kümmerlich lebte. 

 

 

Er vernahm eine Stimme, und sie deuchte ihn so bekannt: da ging er darauf zu, und wie er heran kam, erkannte ihn Zimtbrötchen und fiel ihm um den Hals und weinte. Zwei von ihren Tränen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar, und er konnte damit sehen wie sonst. Die nun glückliche Familie, unterstützt durch den Reichtum des Königssohns bereiste lange Zeit die drakanischen Lande bevor sie endlich sesshaft wurden.

„Und wenn sie nicht gestorben sind…“ spöttelte Flüsti in das Ende hinein. „Ja amüsiere dich nur, aber alles… OK vieles davon ist wirklich so geschehen“ rechtfertigte sich Zimti. „Ja und auch deshalb bin ich auch heute meist solo unterwegs und bin immer gut informiert über alles. Die Zeit im Turm hat ihre Spuren hinterlassen“, klang es leicht wehmütig von unserem Lieblingsbrötchen.

 

Wüstengewitter

18.08.2020 19:32

Wüstengewitter

 

eine Kurzgeschichte

aus der Welt von Dracania

 

geschrieben von

Taojian und Saabia

 

August 2020

 

Kapitel 1

Die Wüstenmatrix

Langsam wurde der Boden steiniger und immer weniger Bäume spendeten Schatten in der Mittagshitze. Das grelle Licht schmerzte in seinen Augen und er vermisste die blutrote Sonne seiner Heimat. Dort wurde es niemals so heiß wir hier auf Dracania und Taojian weilte in Gedanken bei seiner Schwester Elorie, die den Magierzirkel im Turm von Storn leitete. Sie war es, die ihn mit Hilfe der großen Matrix hierher durch Raum und Zeit geschickt hatte.

Unbewusste fasste Taojian nach dem Matrixkristall am Seidenband um seinen Hals. Er spürte die Kraft, die von ihm ausging und war versucht, seinen Geist ausgreifen zu lassen, um Wolken für kühlenden Schatten am Himmel zusammen zu treiben. Aber die Erinnerung an die Lehrzeit seiner Schwester hielt ihn davon ab, denn unmittelbar erschien ihm seine kleine Schwester vor Augen, wie sie im völlig ramponierten Garten saß und von ihrer Bewahrerin ausgeschimpft wurde. Als sie keine Lust am Unterricht hatte, hatte sie ein wenig mit den Wolken gespielt und ein Unwetter war durch den blühenden Garten getobt. Kaum eine Blume war ganz geblieben und der Hagel hatte die zarten Früchte zerstört. Er wurde sich schmerzhaft bewusst, dass jeder Eingriff in den natürlichen Lauf der Dinge wohl bedacht sein sollte.

 

Besorgt schaute er auf seine treue Begleiterin Fae, wie sie in stoischem Gleichmut der Hitze trotze. Fae war vor einigen Jahren als Wolfsjunges in der Nähe seiner Burg aufgefunden worden und hatte offenbar Gefallen am Burgleben gefunden. Ihr schwarzes Fell glänzte in der Sonne und strahlte Wärme wie ein loderndes Kaminfeuer ab. Sie mussten bald Wasser finden. Die Vorräte gingen zur Neige und Taojian wusste nur, dass in nördlicher Richtung eine Stadt liegen sollte, die er binnen 2-3 Tagesreisen erreichen müsste.

 

Elorie - sie hatte ihm nur mitteilen können, dass er auf dieser Welt gebraucht wurde. Mit ihrer typischen Gelassenheit hatte sie ihn einfach nur in den Matrixraum geschickt und darauf vertraut, dass der Kreis der Techniker ihn schon sicher an seinen Bestimmungsort schicken würde. Alles woran er sich dann noch erinnerte war der grell aufleuchtende blaue Blitz, der dem Matrixgitter entsprang. Auf seiner Heimatwelt nannte die Bevölkerung es Magie, aber er wusste, dass es nur die richtige Kombination physikalischer Gesetzmäßigkeiten und eine schier unglaubliche Menge an Energie war, die ihn hierher gebracht hatte.

Unruhig schaute er sich um und sah, dass Fae aufmerksam die Umgebung absuchte. Offenbar witterte sie etwas, war sich aber nicht schlüssig, ob Sie auf eine Gefahr aufmerksam machen sollte. Es lag eine Spannung in der Luft, wie vor einem großen Gewitter, aber es waren keine Wolken am Himmel zu sehen und auch auf dem Kristall auf dem Magierstab in Taojians Hand zeigte sich keine Trübung. Der Stab war aus dem Holz einer seltenen Baumart geschnitzt und endete am oberen Ende mit einer großen weißen Kugel. Sie war keine Matrix, sondern eine Art Energiespeicher. Elorie war sich nicht sicher gewesen, ob Taojians Matrix auf dem Planeten seine volle Kraft nutzen konnte, daher hatte sie ihm den Magierstab mit dem großen Bergkristall mitgegeben. Die Techniker hatten ihn mit Energie aufgeladen, um die Matrix damit zur Not unterstützen zu können.

 

Die Landschaft ging langsam in eine Stein- und Felswüste über. Während sich am Horizont die Sonne nach und nach der Oberfläche des Planeten näherte, schaute Taojian langsam nach einem geeigneten Nachtlager. Steine, Büsche, Unmengen an Sand und nirgendwo schien es Wasser zu geben. Zur Rechten deutete sich eine Staubwolke an. Vielleicht eine Karawane? Fae schien sie ebenfalls bemerkt zu haben. Sie stand mit hochgezogener Rute neben ihm und schaute angespannt auf das, was sich dort bewegte. Er schätzte die Gruppe auf mindestens 40 Personen, plus Pack- oder Reittiere. In solch einer Ödnis gab es immer Gefahren, aber ohne Zusammenarbeit und lebensnotwendigem Wasser würde es schwer werden die Stadt zu erreichen. Zügig setzten sie ihren Weg fort und behielten die Staubwolke im Auge.

 

Kapitel 2

Wolfgeflüster

Nach gut zwei Stunden waren die Umrisse von mindestens 60 Personen zu sehen, die sich auf ein Nachtlager vorbereiteten. Rauch breitete sich aus und der Geruch von gegrilltem Fleisch lag in der Luft. Die ganze Atmosphäre schien friedlich zu sein, wobei sichtbar wurde, dass das Lager geteilt aufgebaut war. Die größere Gruppe war die der Händler, die sich rechtsseitig zu den Hügeln hin niedergelassen hatten, während die kleinere Gruppe offenbar schon vorher angekommen, auf der anderen Seite lagerte. Dort wurde bereits gegessen und es war ein unverständliches Gegröle zu vernehmen. Taojian entschied sich, sein Glück bei den Händlern zu versuchen und hoffte auf etwas Wasser für sich und die Wölfin an seiner Seite. "Benimm dich Fae" murmelte er und die Wölfin schaute mit einem Blick zurück als würde sie diese Ermahnung völlig überflüssig finden.

 

"Den Zwölfen zum Gruße." begrüßte Taojian den skeptisch auf die Wölfin schauenden Wachposten.   "Anleinen!" erwiderte der Posten und zeigte mit dem Finger auf Fae. Taojian schaute sich im Lager um. Die Händlergruppe teilte sich offenbar auf in die Gruppe der eigentlichen Händler und die ihrer Beschützer. Offenbar hatte seine Ankunft dort schon für Interesse gesorgt. Eine rothaarige Waldläuferin schaute interessiert in seine Richtung; nein sie betrachtete nicht ihn, sondern die Wölfin an seiner Seite. Fae dagegen schaute interessiert an den Rand des Lagers, wo sich drei Wölfe von der Hitze des Tages unter einem Sonnenzelt ausruhten.

 

Saabias Blicke folgten der hübschen unbekannten Wölfin die auf charmante Art und Weise versuchte Barosch’s Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie schnüffelte lange an seiner Duftmarke die Barosch eine kurz vorher auf einem Stein hinterlassen hatte, drehte dabei neckisch ihr Hinterteil in seine Richtung und lief schnell wieder weg, als Barosch sich interessiert erhob. Saabia musste leise lachen, da es doch etwas so sehr menschliches hatte. Undine und Laxmi, die beiden Begleiterinnen von Barosch lagen müde auf dem schattigen Boden vor der alten steinigen Schmiede unter dem Sonnenzelt und hoben nur kurz den Kopf –schnüffelten, wackelten mit den Ohren und legten sich wieder uninteressiert hin. „Na zum Glück seid ihr nicht eifersüchtig.“ scherzte Saabia laut zu den beiden Damen.“

 

„Das ist auch ein sehr eindrucksvoller Rüde den du da hast.“ sprach eine dunkle melodische Stimme hinter ihr. Überrascht drehte sie sich um und blickte einem Mann mit dunklen Augen und braunem Haar ins Gesicht. Ein paar Locken kamen aus seiner Haarbedeckung und umspielten seine kräftigen Gesichtszüge. Kleine Lachfältchen an seinen Augen und um die Mundwinkel verliehen dem Unbekannten einen sympathischen Ausdruck und er verbeugte sich mit einem Lächeln mit den Worten. „Ich denke Fae kann dem Duft der wilden Natur nur schwer widerstehen“. Dabei senkte er seine Augen und schien auf die fehlende Fußbekleidung von Saabia zu blicken. Die erst jetzt bemerkte wie dreckig ihr Füße waren.

Etwas verdutzt von dieser Begegnung wusste Saabia nicht ob sie sich nun auch verbeugen sollte, blieb stattdessen wie angewurzelt stehen und blickte ihn weiter mit großen Augen an. Nach einigen Augenblicken, als der Fremde sich wieder erhoben hatte, fand sie ihre Stimme wieder und erwiderte fast etwas zu trocken: „Ja Barosch ist ein Kämpfer der mir schon viele Male das Leben gerettet hat.“

 

Sie vermied es ihm in die Augen zu blicken da sie nicht wollte das er ihre Verlegenheit bemerkte. Barosch, der die kleinsten Stimmungsumbrüche von Saabia spüren konnte, blickte sie nun an, sprang auf, winselte leicht und schob sich nah an ihre Seite. Erst jetzt konnte man sehen wie groß dieser Wolf war und die vielen kleinen und großen Narben die er am ganzen Körper trug. Zeugen von großen Gefechten und wildem Mut dieses Wolfes. Saabias Hand glitt hinter sein Ohr und streichelte ihn sanft an seinem Kopf. Der Wolf genoss diese Berührung und machte dabei ein paar wolfsuntypische Murr-Geräusche. Fae die Wölfin nähert sich nun, schnüffelte an Baroschs Schnauze und leckte leicht darüber.

Saabia ging in die Hocke nahm nun den Kopf der Wölfin in beide Hände und streichelte sie wild und mit Nachdruck „Schönes Tier bist du.“ meinte Saabia und strahlte Fae dabei an . Fae etwas überrascht von dieser wilden Begrüßung schüttelte gutmütig ihren Kopf und zottelte nun zusammen mit Barosch zum nächsten Felsen wo die beiden sich nun ausgiebig beschnüffelten und kennenlernten. Undine und Laxmi, noch immer unbeeindruckt, faulenzten einfach weiter.

Saabia die nun ihre innerer Balance wiedergefunden hatte, blickte dem Fremden nun direkt in die Augen. „Man nennt mich Saabia aus der Gilde der Perlentaucher.“

 

"Es ist mir eine Freude Euch kennenzulernen." erwiderte Taojian und ließ den Eindruck der Szenerie auf sich wirken. Seine Begleiterin hatte sich offenbar schnell angefreundet und das durfte er als positives Zeichen werten. Rote Haare, dazu grüne Augen mit bernsteinfarbenen Sprenkeln in der Iris. Diese Jägerin kam ihm gleich vertraut vor. In seiner Heimat hatten fast alle Mitglieder der aristokratischen Familien rote Haare. Nur sie waren mit einer Gabe, die Telepathie und verschiedene andere Fähigkeiten beinhaltete gesegnet. Er selbst bildete mit seinen braunen Haaren eher die unrühmliche Ausnahme. "Habt Ihr einen Platz für einen Wanderer und seine Begleiterin an einem Eurer Feuer frei?" Offenbar war sie hier im Lager eine Autorität, denn obwohl sie mit ihren wild herumfliegenden Haaren und ihren schmutzigen Füßen aussah, als hätte sie gerade mit ihren Wölfen fangen gespielt, räumte der Wächter respektvoll, aber mit einem dumpfen Gemurmel das Feld. "Schaue Dich gerne um und suche Dir einen geeigneten Platz." erwiderte Saabia und unterstrich ihre Einladung mit einer ausholenden Handbewegung. "Wasser für Dich und Deine Wölfin findest Du rechtsseitig im Versorgungszelt und was sonst noch benötigt wird im Hauptzelt unserer Händler."

Mit einer besorgten Mine schaute sie auf die andere Seite des Lagers. Dort kam es gerade zu einem Tumult, weil zwei Männer mit Wutgebrüll aufeinander losgingen. "In dem Teil findest Du die Lagerdeppen." seufzte sie. "Die waren schon hier, als wir hier angekommen sind und wir werden heute Nacht alle sehr aufpassen müssen." "Ich danke Euch und solltet Ihr Unterstützung benötigen, könnt Ihr auf meine Hilfe zählen." antwortete Taojian respektvoll. "Die Ehrerbietung ist nicht länger nötig." erwiderte Saabia und schaute ihn mit funkelnden Augen an. "Oder sollen wir Dich wie einen Prinzen ohne Gefolge behandeln?" "Zandru bewahre." erwiderte Taojian lachend. "Ich scheine hier in guter Gesellschaft zu sein und hoffe, die auch später noch genießen zu dürfen." "Schon viel besser." erwiderte Saabia mit neckischem Blick und rief ihre Wölfe zu sich. "Es wird Zeit zu klären, wie wir uns vorbereiten." verabschiedete sich und lief zu Ihren Gefolgsleuten zurück.

Taojian begab sich zum Versorgungszelt und bekam dort das dringend benötigte Wasser. Er setzte sich an eines der Feuer, begrüßte die fremden Händler und holte seine Holzschale, etwas Hafermehl und das Nussmehl aus seiner Tasche. Zusammen mit dem Wasser verrührt und mit etwas Trockenobst ergab das eine stärkende Mahlzeit. Fae trottete derweil im Lager herum und beschnüffelte vorsichtig alles, was ihr fremd vorkam. Taojian betrachtete nachdenklich die Männer auf der anderen Seite des Lagers. Fast alle von Ihnen hatten Waffen in ihrer Nähe und ihr grobschlächtiges Gehabe deutete auf lockere Sitten und viel Ärger hin.

Zurück in ihrem Zelt musste Saabia erneut schmunzeln über diesen seltsamen Magier mit seiner läufigen hübschen Wölfin. Barosch wird bestimmt seinen Spaß mit ihr haben. Irgendetwas an ihm war vertrauenserweckend, bekannt als ob sie sich seit langem kennen würden. Es war wie eine Art Ur- Instinkt, vergleichbar mit dem Gefühl wenn sie mit bloßen Füßen durch den Wald über das weiche Moos lief oder die spitzen Steine im kalten Wasser eines Bach spürte. Erst jetzt fiel ihr auf das er ihr weder seinen Namen noch aus welchem Hause er kam, verraten hatte.

 

Kapitel 3

Blaue Magie

Ein lautes Schmatzen rieß sie aus ihren Gedanken und Bulli stand am Zelteingang und kaute laut auf einer Yamaswurzel herum. Er winkte sie mit einer leichten Kopfbewegung zu sich und deutete mit seinem Bogen in Richtung der Händler zu dem Lagergesindel, welches sie auch schon mit dem Magier gesehen hatte. Auch ohne ein Wort von Bulli wusste sie was er dachte.

Ein Knochen-Magier der wild herumwedelte und dabei viel zu laut brüllte, offensichtlich im Ragemode verkehrte, erweckte in Bulli sehr viel Widersinn, was an seinem einseitig hochgezogenem Mundwinkel zu sehen war. Beim Missbrauch von Buffs und bestimmten Elixieren kannte Bulli kein Mitleid.

„Ihr seid alle fucking Cheater, aus euch werde ich Kleinholz machen….mit mir nicht ihr verdammten Betrüger- man sollte euch aufhängen am höchsten Baum. Da müsst ihr schon früher aufstehen ihr Dreckspack!“ Der beschimpfte kleine Händler, sichtlich in Panik, versuchte den Knochen-Magier zu beruhigen und bot ihm einige Steine an. „Beryll oder Vanadit?“ Eine etwas ausgemergelte Waldläuferin mit gegerbter, ledriger Haut versuchte den Knochenmagier nun ebenfalls zu beruhigen und legte ihre magere Hand auf seine Schulter. Der Effekt dieser Tat war leider genau das Gegenteil des Erhofften und der Knochenmagier schüttelte mit zuckendem Oberkörper die magere Hand der Rangerin zur Seite.

Instinktiv lief Saabia zu dem Händler und bot ihm ihre Hilfe an. „Ohhh….Saabia bitte bring dich in Sicherheit, das hier wird böse enden.“, zischte der kleine Händler. „Er will die Drachenhaut aber ich habe sie nicht mehr!“ Noch bevor der Händler ausreden konnte, bäumte sich der Knochen-Magier auf und fing an Beschwörungen in den Himmel zu schreien, um seinen Todesstrahl aufzuladen.

Ein wirklich sehr dicker Drachenkrieger, den Saabia erst in diesem Augenblick wahrnahm lachte laut und meinte „Hey Freund reg dich nicht so auf, das erledigen wir auch ohne dein Mana zu verschwenden… er stand auf, viel schneller als man es von ihm erwartete und drehte sein Langschwert im Rundumschlag. Die Klinge des Schwertes endetet am Hals des Händlers. „So du kleiner Wicht nun ist erst mal Schluss mit lustig und du wirst die Drachenhaut rausrücken. Hast du verstanden?“ Der Händler, ein Dampfmechaniker lancierte eine Ölpfütze und aktivierte seinen Raketenflug. In selben Augenblick nahm Saabia ihren Bogen und stieß mit der Dornenspitze über dem Griff direkt von unten zwischen die Finger und dem Schwertgriff des Drachenkriegers. Laut fluchend ließ der das wuchtige Schwert fallen und es wäre Saabia fast zum Verhängnis geworden, so ganz ohne Schuhwerk im Lager herumzulaufen. Nur knapp neben ihrem Fuß stak das Schwert im Boden. Ein gezielter Tritt von Saabia gegen das Knie des Räubers sorgte dafür, dass dieser krachend zu Boden schlug.

Empört rang der Knochen-Magier nach Luft. Mit schnellen Bewegungen versuchte er erneut den Todesstrahl zu aktivieren, doch ein schwarzer Schatten verbiss sich in seinen linken Arm und riss ihn zu Boden. Barosch zerrte an dem mit Leder umspannten Arm des Magiers und in panischer Angst griff dieser zur Sichel, die an seinem Gürtel hing. Ein kurzer harter Stoß mit dem Langbogen beendete diesen kläglichen Versuch. Einem Wolf wir Barosch mit einer Sichel beikommen zu wollen; Saabia schmunzelte und betrachtete die beiden Häufchen Elend, während Barosch sich zwischen den Dreien und Saabia aufbaute. Sein gesträubtes Nackenfell zeigte deutlich seine fehlende Geduld an. Jeder weitere Versuch würde unmittelbar bestraft werden.

Im Lager der Banditen wurde es laut. Einige griffen offensichtlich zu den Waffen und wollten ihren Kumpanen zu Hilfe eilen, während andere sie davon abbringen wollten.

 

"Zu früh, viel zu früh!" konnte Taojian von seinem Platz aus hören. Offenbar war schon ein Plan für einen Überfall gefasst worden und sollte später ausgeführt werden. Saabia und ihren Gefährten musste klar sein, dass sie sich das Risiko nicht leisten konnten, diese Bande noch länger in ihrer Nähe zu dulden.

 

"Packt Eure Sachen und verschwindet! Ihr habt den Lagerfrieden gebrochen und wir werden nicht zusehen, wie das noch einmal passiert!" verkündete sie laut in Richtung Banditengruppe und beschwor damit einen weiteren Aufschrei. Um das Geschehen herum hatten sich schon ihre Gildenmitglieder versammelt und es war offensichtlich, wenn es zum Kampf kommen sollte, dann würde der sehr blutig werden.

 

Jetzt griff die gesamte Bande zu den Waffen. Die Uneinigkeit war dahin und sie sahen jetzt ihren Vorteil, dass sie sich schon auf den Kampf vorbereitet hatten. Mit einem lauten "Auf Sie! Macht Sie fertig!" nahm ein großer Drachenkrieger einen Stein vom Boden und warf ihn im hohen Bogen auf die gegnerische Anführerin. Zur gleichen Zeit zerrte die alte Jägerin ihre Gefährten auf die Beine. "Kommt schon!" zischte sie. Saabia, durch diese Aktion abgelenkt, konnte die drohende Gefahr nicht kommen sehen und der Stein flog genau in ihre Richtung.

 

Im hohen Bogen kam der Stein seinem Ziel näher, bis ihn aus heiterem Himmel kommend ein strahlend blauer Blitz mit lautem Knall zu Staub detonieren ließ. Nur noch bläulich schimmerndes Pulver sank langsam zu Boden. Die Banditen stoppten mitten im Ansturm und schauten gefesselt auf die blauen Schlieren, die sich in der Luft verteilten. Dann schauten sie verdutzt zum Rand des Geschehens, wo Taojian mit dem Magierstab in der Hand stand. Seine linke Hand hielt die blau strahlende Matrix an seinem Hals und sein ganzer Körper war von einem saphierblauen Leuchten umgeben. "Tut was sie sagt!" donnerte er der Gruppe zu. "Verlasst das Lager, wenn ihr nicht alle im Staub enden wollt!"

 

Unschlüssig wollten sich die Banditen beraten, aber Taojian sah, wie Saabia mit ihren Gefährten flüsterte. Es dauerte nur einen kurzen Moment und ein Pfeilhagel ging direkt vor den Banditen hernieder und streckte 4 von ihnen zu Boden. Das war Ansporn genug, die Beine in die Hand zu nehmen. Sie rafften ihre Sachen zusammen und verließen laut fluchend das Lager.

 

Kapitel 4

Lagerfrieden

Nachdem die Ruhe wieder hergestellt war, blickte Saabia noch aufgewühlt vom Kampf zu dem seltsamen Magier. Das blaue Leuchten war verschwunden doch sie konnte immer noch deutlich das Leuchten seiner Aura sehen - ein strahlendes funkelndes Weiß das ihn umgab. Er hatte ihre Seite gewählt und für sie gekämpft das wird sie ihm nicht vergessen. Ihre Augen trafen sich und verweilten eine zeitlang. Er nickte ihr freundlich zu und drehte sich daraufhin mit einer leichten Verbeugung um und winkte Fae. Sein Mantel wehte in der leichten Brise Wind die aufkam und einen kleinen Sandwirbel entstehen ließ. Sie wusste es tief in ihrem Inneren das sie gerade Zeuge war von sehr alter Magie - Kräfte die in dieser Welt schon lange vergessen waren.

Seinen Namen wusste sie noch immer nicht, aber das sich ihre Wege bald trennen werden und auch das dies nur der Anfang war spürte sie tief in ihrem Inneren.

Einige Stunden später, als die Perlentaucher ihre Lager abgebrochen hatten um weiter zu ziehen, lief Saabia zu ihren Wölfen um auch diese auf die Reise vorzubereiten. Es war soweit noch ruhig im Lager und dem Magier war sie seit dem Kampf nicht mehr begegnet. Seine Spuren konnte sie überall noch sehen aber sie brauchte Zeit um zu verstehen was gerade geschehen war.

Mehlli und Zimt saßen am Brunnen und Fachsimpelten welche Essenzen man am besten bei der Jagd auf Sandlinge im Stal der Stacheln verwenden sollte und ob man die ätzenden Skorpione essen kann, wenn man ihren Stachel fachmännisch entfernt.

Sie setzte sich zu den Beiden und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als Mhelli die Magerin daran erinnerte, dass das ganze Lager 3 Tage Durchfall hatte, weil sie einen Stew aus einem Riesenskarabaeus machte, den man ja angeblich auch essen konnte. Zimti lächelte verschmitzt und meinte das man nur mit Erfahrung eine höhere Wissensstufe erreichen kann. Wie recht sie doch hatte.

Saabia blickte zum Torbogen der großen Wüste und konnte dort einen kleinen Sandwirbel sehen. Sie stand auf und ging langsam auf das Tor zu. Als sie hindurch ging, saß der Magier auf einer Steinmauer und blickte in die Wüste. Sie kletterte zu ihm und setzte sich neben ihn. Ohne den Blick von der Wüste abzuwenden begrüßte er sie: "Hast du endlich den Weg zu mir gefunden? Beide schwiegen einen weiteren Augenblick. „Du willst wissen was dies zu bedeuten hat?“  Saabia nickte und blickte in die gleiche Richtung wie der Magier. „Ich kann es Dir nicht sagen Saabia aus dem Hause der Perlentaucher, aber ich weiß, dass du ein Teil meiner Quest sein wirst“. „Du willst in die Tiefen des Todes?“ „Ja…ich muss wissen was meine Quest ist.“ Nun blickte er ihr ins Gesicht und sah sie mit ernstem Blick an. „Wenn Du Deinen Geist öffnest dann wirst du den Wind singen hören.“

Bulli zog Saabia an einer Hand behutsam von der Mauer und nun erst sah sie, dass die Karawane bereit war um zu gehen und auf sie gewartet hatte. Sie drehte sich nochmal um und hob die Hand zum Gruß.

Staubwolken zogen durch die Luft und der Magier konnte nur noch schemenhaft die Perlentaucher mit ihren bunten Gewändern und Reittieren am Horizont erkennen, bis nur noch ein wenig Sand in der Luft verriet das sie da waren.

 

Kapitel 5

Monster aus der Tiefe

Vorsichtig drückte Fae ihre Nase unter Taojians Unterarm, um auf sich aufmerksam zu machen. Offenbar spürte sie seine gedankliche Abwesenheit und hielt es für Zeit, den Weg fortzusetzen. "Die Tiefen des Todes." hatte sie gesagt. Ja es war höchste Zeit zu ergründen, warum er hier war. Nur wo sollte er damit beginnen? Hatte sie einen Ort gemeint, den man erreichen konnte oder eine Dimension, in der er die Antwort finden konnte? Taojian ließ seinen Geist ausschweifen. Wenn es ein Ort war, dann musste es einen Hinweis geben, den er nicht übersehen konnte. Mitten in der Wüste ist eher unwahrscheinlich, die Tiefen deuteten eher auf eine Höhle hin. Im Osten waren die Felsen zu sehen und Taojian richtete seinen Geist in diese Richtung. Er spürte die aufkommende Hitze und nahm das tummelnde Leben wahr. Eifrig umherkrabbelnde Käfer, ein Skorpion auf der Suche nach Beute und in der Ferne einen Falken, der seine Kreise am Himmel zog. Er erinnerte sich daran, dass es in seiner Familie die Gabe gegeben hatte, sich mit dem Geist eines Tieres zu verbinden. In der alten Zeit waren Kriege durch solche Verbindungen entschieden worden. Wer Magiere und Kundschaftervögel einsetzen konnte, hatte wichtige Informationen, die den Sieg bringen konnten. Taojian versuchte Kontakt aufzunehmen, erspürte den unruhigen Geist des Vogels und tauchte ein in dessen Sein.

 

Er fühlte seinen Hunger und seinen Jagdtrieb. Die Augen des Falken suchten den Boden nach Beute ab. Taojian wurde schwindelig, die ständigen Perspektivwechsel, das schnelle Erfassen von Bewegungen am Boden und dazu das Kreisen am Himmel. Es waren überwältigende Erfahrungen, für die der menschliche Geist nicht gemacht war. Er zwang sich zur Ruhe und schaute zu, wie sich die Bilder veränderten. Langsam fand er den Rhythmus, mit dem der Falke sich bewegte und die Informationen am Boden aufnahm. Deutlich sah er die Felsformationen. Spuren. Menschliche Spuren zwischen den Felsen. Offenbar lebte dort jemand, denn die Spuren waren noch nicht durch den Wind verweht worden. Langsam zog Taojian sich zurück. Fae hatte sich vor seine Füße gelegt und schaute ihn aufmerksam an. Es schien, als hätte sie bemerkt, was gerade geschehen war. Sie stand auf und schaute in die Richtung, wohin sie zu gehen hatten.

 

Es dauerte weniger als 5 Stunden, bis sie den Ort erreicht hatten, wo die Spuren zu sehen waren. Sie führten im Kreis, als ob hier jemand seine Runde gemacht hätte und dann zurück zwischen die Felsen gegangen wäre. Vorsichtig folgten Sie der Spur in die Felsformation hinein und es dauerte nicht lange, da wurde ein Eingang zu einer Höhle sichtbar. Ein alter Mann in einer Lederrüstung, die kaum noch ihren Zweck erfüllte stand mit einer Hellebarde bewaffnet neben einer kleinen Hütte und wartete. "Den Zwölfen zum Gruße." grüßte Taojian. "Was treibt Euch hier her?" erwiderte der alte Krieger. "Hier gibt es nichts zu sehen, der Eingang ist versperrt und Ihr könnt hier nur Euer Leben verlieren. Geht besser wieder dahin, woher Ihr gekommen seid." Taojian überlegte und entschloss sich, direkt seine Aufgabe anzusprechen. "Meine Mission erfordert, dass ich verstehe, warum ich hier bin. Was hat es mit dieser Höhle auf sich und warum wird sie so streng von Euch bewacht?" "Hier geht es in die Tiefen des Todes." bekam er zur Antwort. "Die Tiefen des Todes? Was meint Ihr damit?" erwiderte Taojian. Müde schaute Ihn der alte Krieger an. "Ihr seht kampferfahren aus und in diese Gegend gelangt man nicht zufällig - Ihr sollt die Geschichte erfahren. In den Tiefen des Todes sind verschlossene Gewölbe, in denen Ungeheuer gefangen gehalten werden. Es sind Wesen aus der Urzeit, die von Helden bezwungen wurden. Nun ist einer davon, der Herold entkommen. Nach Mortis, dem leibhaftigen Tod ist der Herold das Schlimmste aller Ungeheuer. Er verbrennt alles um sich herum und nichts, absolut gar nichts kann seine zerstörerische Kraft aufhalten." Taojian schaute den Krieger an. "Wisst Ihr, wie er damals besiegt wurde?" "Ich kann Euch keinen Rat geben" flüsterte er. "Das war lange vor meiner Zeit und das Wissen darüber ist längst vergessen und verschollen." "Ihr müsst mich entschuldigen, ich muss meine Runde im Berg ablaufen." "Dahin dürft Ihr mir nicht folgen." Mit diesen Worten drehte sich er Alte um und verschwand langsam in seinem Berg.

 

Kapitel 6

Nachtlager

Nachdem die Abendsonne langsam hinter den Bergen verschwand war es Zeit für die Perlentaucher ihr Nachtlager auf zu schlagen. Die Magier Devan und Mhelli hatten für alle die es wollten ihre Schlafzelte verzaubert um ihnen angemessene Platz und Nachtruhe darin zu verschaffen. Lonleywolf legte sich ein paar Kampfziele bereit, um seine abendlichen Geschützübungen zu beginnen, während Xapzarap fast liebevoll seine Waffen einölte.  

Grmpf war wie immer sehr eigensinnig und brauchte zum Nachtlager nur seine alte Renntierdecke die er am liebsten unter den freien Nachthimmel legte, um so mit einem wahnsinnigen Blick auf die Sterne einzuschlafen. Mirandoran gesellte sich zu ihm auf den Boden und philosophierte mit ihm herum, ob sich die Sterne nun tagsüber in den Wolken versteckten oder von der Sonne überstrahlt werden. Gelegentlich packte er einen Skorpion aus dem Wüstensand am Schwanz und warf sie seinem Begleiter zu - der sie schmatzend verspeiste.

Saabia schlich sich in das Zelt von Stoney, da sie wissen wollte ob er diese alte Magie erkannt hatte. Stoney war selbst Necromant einer alten Geheimloge und wenn jemand wusste was diese blauen Blitze zu bedeuten hatten dann war er es.

Er saß an seiner Feuerstelle, stocherte mit einem Ast in der Glut herum und wartet auf sein Teewasser bis es kochte. Sein Blick erhellte sich als er Saabia erblickte. Sie setze sich zu ihm, fing an den Tee auf zwei Keramiktassen zu verteilen und strahlte ihn dabei neugierig an. Stoney lachte laut und meinte:“ Komm los frag schon du neugieriges Ding.“ Saabia konnte ihr Grinsen nun nicht mehr unter Kontrolle halten, er kannte sie einfach zu gut und sprudelte los: „Kennst du diesen Magier? Zu welcher Loge gehört er? Welchen Zauber hatte er benutzt? War es ein verbotener Zauber? Woher kommt der überhaupt? Warum haben wir so etwas bisher noch nicht gesehen? Was kann man damit machen?"

"Stoooopp…..langsam - hmm…ich kann Dir nicht viele Deiner Fragen beantworten. Ich kenne diesen Zauber nicht und auch den Magier kenne ich nicht." Saabia blickte ihn noch immer mit großen erwartungsvollen Augen an und langsam fing Stoney wieder an zu lächeln….“aber es gibt ein altes Buch in dem von anderen Instanzen und auch Planeten berichtet wird mit einer blutroten Sonne." „Blutmond?“ "Ja kann sein das der Planet so genannt wird." erwiderte er.

Stoney lief zu einem Regal, öffnete eine geheime Nische und griff mit der Hand hinein. Er zog ein Buch aus dem Nichts und legte es vor Saabia auf den kleinen achteckigen Tisch, auf dem auch ihr Tee stand.

Auf dem Umschlag stand „Grimoire der Welten“ mit dem Symbol einer Pyramide in dem eine Auge zu sehen war.

Saabia legte das Buch auf ihren Schoss, konzentrierte sich auf ihre Frage und schlug das Buch zufällig auf. Von Stoney wusste sie das magische Bücher bei der Antworten von Fragen mithelfen, wenn man sie davor in Gedanken formuliert.

Was sie auf der geöffneten Seite sehen konnte war ein Kristall gefasst in einen Stab mit blauem Kreis darum.

Eine Art Lied oder Gedicht stand darunter, Saabia fing langsam an es laut zu lesen:

Over the Bloodmoon mountains
And over the blue lightning waves,
Under the red water fountains
And under the cool graves,
Under floods that are deepest,
Which Storn born obey,
Over rocks that are steepest,
Matrix will find out the way.

Helden-Gesang der Elorie, Zeiten unbekannt

 

"Hmm…" sie blickte Stoney ratlos an. Er lächelte geheimnisvoll, nahm das Buch von Ihrem Schoss und legte es wieder zurück. „Bald wirst du es verstehen, Du neugierige Waldine mit den dreckigsten Füßen die ich jemals gesehen habe“. Saabia lachte laut und bedankte sich bei Stoney fuer den herrlichen Tee und machte sich auf die Suche nach Mhelli- sie brauchte definitiv einen magischen Waschzuber mit herrlich kühlem Wasser.

 

Kapitel 7

Mission

Taojian suchte sich einen Stein unter einem schattigen Überhang und überlegte, was er mit diesen spärlichen Hinweisen anfangen konnte. Der Beschreibung nach war der Herold ein hitziges Ungetüm. Taojian hatte allerdings keine Vorstellung davon, wie groß er war und wie viel Macht er hatte. Er durfte seinen Gegner nicht unterschätzen. Das war kein Räuberhauptmann, der sich durch einen Taschenspielertrick beeindrucken ließ. Er wusste, dass er Hilfe brauchen würde und versenkte sich in seinen Matrixstein. Dann rief er sich seine Schwester Elorie vor Augen und einen Moment später war der telepathische Kontakt hergestellt. "Tao, ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ist alles gut bei Dir?" meldete sich Elorie zurück. "Ja Elorie, ich glaube, ich weiß jetzt, was meine Aufgabe ist." entgegnete Taojian. "Es gibt hier ein Monster, das man den Herold nennt. Hast Du eine Möglichkeit herauszufinden, worauf ich mich da einlasse? Niemand weiß hier etwas wissenswertes dazu. Offenbar ist er aus einem Verlies ausgebrochen und wütet hier in der Gegend herum." Elorie nahm diese Information und sendete sie telepathisch an alle Mitglieder im Turm. "Es dauert ein wenig, bis wir Dir helfen können. Was hast Du bisher erlebt Tao?" Taojian musste lächeln. Ganz seine Schwester. Wenn sie ihre Mitglieder anleitete, dann hatte sie so viel Geduld, aber wenn es um ihren Bruder ging, dann konnte es nicht schnell genug gehen. Er fing an zu schildern was sich im Lager zugetragen hatte und sagte lachend "Oh, und ich habe eine faszinierende Frau kennengelernt, die mit Mut und Humor gesegnet ist,.." "Wenn Du das sagst, dann will das allerdings etwas heißen." unterbrach Elorie ihn lachend. "Wir haben da etwas zu Deinem Monster." sagte sie.  Binnen Minuten hatten mehrere Mitglieder die Bibliotheken durchstöbert und einige wenige Hinweise zusammengetragen. "Der Herold" begann Elorie, "ist ein fürchterlicher Gegner, der nur schwer zu besiegen ist. Seine Kraft bezieht er aus den Quellen der Vulkane auf dem Planeten. Über sein Alter weiß man nichts genaues und er ist immun gegen Feuer, Gift und.. "

 

Die Verbindung brach abrupt ab und Taojian schrak aus der Versunkenheit hoch, stand auf und schaute sich um. Weit weg hinter mehreren Felszügen des Gebirges hörte er dumpfes Stampfen. Grell erleuchteten Blitze den Himmel, aber es war kein Donner zu hören. Die ganze Luft vibrierte vor elektrischer Ladung. Damit war ein weiterer Kontakt zu seiner Schwester unglücklicherweise ausgeschlossen. Taojian wusste, dass der Lärm viel zu weit weg war, um für ihn eine Bedrohung darzustellen. Aber es war dennoch beunruhigend zu sehen, welche Mächte auf diesem Planeten herrschten.

Er wusste nun, dass Gift und Feuer keine gute Hilfe waren. Dann blieben nur Eis oder Blitz, um den Herold bezwingen zu können. Ihm wurde klar, dass er keine zweite Chance bekommen würde. Der erste Angriff musste gelingen.

Erneut setzte er sich auf den Stein und holte einige Vorräte aus seiner Tasche. Er brauchte Essenzen, die Blitz und Eis miteinander verbinden würden. Dann hätte ein einzelner Angriff die Wirkung, beide Schadensarten auszuteilen. Vorsichtig nahm er einige Elementarkugeln für die Eiswirkung und gab sie zusammen mit verstärkenden roten Essenzen in einen kleinen Glaskolben, legte ein schwarzes Tuch darüber und berührte seinen blauen Stein. Tief in den blauen Adern der Matrix versunken erfasste er die Energieströme in der Umgebung und nun war es hilfreich, dass die Luft schon so stark aufgeladen war. Er sammelte die Energiefäden zu einem Bündel zusammen und fokussierte sie auf den Glaskolben. Ein kurzer Moment heftiger Entladung und die beiden Essenzen waren so miteinander verbunden, dass sie eingefügt in den Stab den Schaden deutlich verstärken würden. Das war geschafft, jetzt hatte er die besten Voraussetzungen, um den Kampf anzutreten.

 

Entschieden machte er sich mit Fae auf den Weg in Richtung Stadt.

 

Kapitel 8

Zeitsprung

Stoney wartet bis Saabia das Zelt verlassen hatte und nahm den Grimoire der Welten wieder zur Hand. Er wollte sie nicht beunruhigen, doch das Gedicht der Elorie gefiel ihm ganz und gar nicht und er wusste das es wichtig sein würde um dies zu ergründen. Von der Matrix und den Raumverschiebungen hatte er gelesen und an seltenen Plätzen in Dracania konnte man manchmal diese Dimmensionsrisse noch finden und Materiefragmente darin ernten. Vor allem in den Zwischenwelten kamen sie vor. Legenden haben immer einen wahren Kern und es gab nur einen im Lager der alt genug war um zu wissen ob und wann Elorie in Dracania  das letztemal gesichtet wurde. Stoney brauchte Antworten und dies schnell. Dieser seltsame Magier war nicht zufällig in Dracania aufgetaucht.

 Er steckte das Buch in seine Rocktasche und ging zu einem kleinen Schwarzen Zelt welches mit glitzernden Runenzeichen bedeckt war. Mit seinem magischen Stab berührte er ein kleines silbernes Auge und sprach „Xerustes“. Ein Tor ging auf und er konnte das Zelt betreten. Xerustes war ein sehr alter Magier. Niemand wusste genau wie alt er war doch man munkelte das er so alt ist wie der Bau von Ashraya in Atlantis. Dariadra eine Drachenkriegerin war immer an seiner Seite und im Gegensatz zu Xerustes sehr ruhig und zurückhaltend.

"Oh Stoney alter Freund…was führt dich in mein - eh unser bescheidenes Heim?" Xerustes zeigte dabei auf einen sehr bequem aussehende Ohrenstuhl und wies Stoney an sich zu setzen. Xerustes hatte fast durchsichtige Augen mit einem Schimmer blau darin und schneeweißes langes Haar welches zu einem Zopf zusammen geflochten wurde, sein Gesicht sah viel jünger aus als man es bei seinem Alter erwartet hätte. Dariadra hingegen war braungebrannt, sehr wohl gebaut und eine Drachenkriegerin mit Biss. Ihre kleinen Fangzähne verrieten ihre Herkunft aus Lor Tac. Schnurren und Fauchen waren bei ihr durchaus eine bekannte Reaktion.

 

Stoney nahm den Grimoir aus seinem Rock und zeigte Xerustes das Gedicht. Die Augen des Alten fingen an sich zu verdichten und seine Lippen spannten sich. Ein zischendes Geräusch durch seine Zähne verriet seine tiefe Emotion die das Gedicht bei ihm auslöste. Er stand auf und ging zu einem Schrank und zog einen Bergkristall hervor. Der alte Magier legte den Kristall auf eine Silberplatte und bekam Tränen in die Augen.

„Elorie war fleischgewordenes Feuer und rotglühend heiß wie Lava. Ich wusste nicht das es möglich war so einer Frau zu begegnen“. Im Nebenraum hörte man auf einmal sehr lautes wildes Gefauche.

Xerustes räusperte sich und erzählte ruhig weiter „Es ist schon viele viele Jahre her und aus einem anderen Leben, Elorie kam damals aus dem Nichts und stand vor meinem Elixierladen den ich damals noch hatte. Irgendetwas war auf der Jagd nach ihr was sie mir aber nie erzählte was es war. Sie blieb einige Jahre bei mir und half mir mit meinen Elixieren. Ihr war es zu verdanken das wir Rezepturen entdeckte mit denen man sich unterschiedliche Tränke craften konnte. An einem Tag kam sie zu mir zurück, gehetzt wie ein wildes Tier und sagte mir, dass sie nicht bei mir bleiben konnte und wieder zurück auf ihren Planeten müsste….sie hatte mir den Kristall hinterlassen mit der Botschaft ihre Lieder nicht zu vergessen. Wie sollte ich - ein tiefer Seufzer entsprang seiner Kehle. Elorie sang wie ein Engel und wenn ich nach dem Kristall lausche höre ich immer noch ihr glasklare Stimme darin.“

Die Augen des Magiers blitzten bei dieser Erinnerung auf. Stoney griff nach dem Bergkristall um in genauer zu betrachten, als auf einmal Saabia aus ihrem Schattenversteck zum Vorschein kam.

“Auch ich kenne Dich mein Lieber“ meinte Saabia neckisch und schob Stoney sanft in seinen Stuhl zurück. Sie war ihm heimlich gefolgt, um zusehen was Stoney mit dem Grimoire machen wird. Sie nahm den Kristall in die Hand und hielt ihn gegen das Feuer, musterte ihn und begann die Worte aus dem Grimoire zu singen.

Over the Bloodmoon mountains
And over the blue lightning waves,
Under the red water fountains
And under the cool graves,
Under floods that are deepest,
Which Storn born obey,
Over rocks that are steepest,
Matrix will find out the way.

Mit den Worten und ihrem Gesang fing der Kristall unglaublich an zu leuchten. Er fing an zu pulsieren, erst ganz sanft und wurde immer heftiger bis das Pulsieren auf der Erde sich wie dumpfes Stampfen durch das ganze Lager verbreitete. Die ganze Erde vibrierte darunter. Grelle Blitze schlugen ein Loch in das Zelt und entluden sich ekstatisch in Richtung Himmel, der davon extrem erleuchtet wurde, ohne jedoch auch nur irgendein Geräusch zu produzieren. Kein einziger Donner war zu hören - nichts. Doch die ganze Luft vibrierte vor elektrischer Ladung und erfüllte den Himmel über der Wüste. Saabia blickte wie gebannt auf das Schauspiel und als das letzte Wort gesungen war, lies sie den Stein fallen und sackte schwach in sich zusammen.

 

Kapitel 9

Wolfsgesang

Taojian und Fae betrachteten von einem Hügel kommend die in naher Ferne liegende Stadt. Seitlich vor den Toren lagerten die Händler und die Gilde der Perlentaucher. Weit im Osten glühte es dunkelrot und es schien, als würde dort gerade die Sonne untergehen. Was unmöglich war, denn sie stand in Taojians Rücken noch deutlich über dem Horizont. "Man könnte meinen, dort bricht ein Vulkan aus." murmelte Tao vor sich hin. Wenn das der Herold war, dann war der noch viel gewaltiger, als er angenommen hatte. Er musste die Stadt erreichen, bevor das Ungeheuer den Weg dorthin fand und trieb Fae zur Eile an. Nach wenigen Metern stoppte Fae und horchte. Offenbar vernahm sie etwas, was seinen Ohren entging. Sie drehte sich mehrfach um sich selbst und ließ lautes Wolfsgeheul ertönen. Es musste etwas Wichtiges sein, eine Gefahr, dachte Taojian und ließ seinen Geist ausgreifen. Er konnte die Schwingungen spüren, diese mächtige Elektrizität, die er auch in den Bergen gespürt hatte. Etwas wurde beschworen! Nun vernahm er auch die Stimme, Saabias Stimme, die in melodischem Gesang eine alte Beschwörungsformel erklingen ließ. "Himmel, nein!" rief Taojian und stürzte abwärts. "Nicht die alte Formel der Macht!" Seine Schwester hatte sie ihm als kleines Kind oft vorgesungen, aber auf seiner Welt war sie ohne jegliche Kraft. Hier dagegen... Ein Blick nach Osten reichte aus um zu sehen, dass auch dem Herold dieses Spektakel nicht entgangen sein konnte. Mit dumpfem Grollen näherte sich die blutrote Sphäre des Schreckens. Fast schon konnte er die gewaltige Hitze spüren, die von dem Monster ausging.

 

Im Laufen versuchte er Kontakt zu Saabias Geist herzustellen, er musste sie daran hindern weiterzusingen. Aber er konnte sie nicht erreichen. Sie war wie im Bann einer tragenden größeren Macht. Er konnte die Zelte schon sehen, war aber noch viel zu weit weg um sie aufzuhalten. Blitze lösten sich aus dem Himmel und es war sicher, dass die Zeit nicht reichen würde. Darum fokussierte er seinen Geist auf Saabia, nahm ihre Position im Lager wahr und entschied sich für den Teleport. Er versenkte sich in seine Matrix, erfasste seinen eigenen Körper und riss ihn in einem Strom aus Energie an seinen neuen Bestimmungsort.

 

Direkt neben Saabia erschien Taojian für alle Beteiligten aus dem Nichts. Er spürte noch, wie Saabia die Kräfte verließen und ließ sie sanft in seinen Armen zu Boden sinken. Bevor sich alle Beteiligten über das Geschehen klar wurden sprach Taojian hastig: " Der Herold. Er stürmt auf die Stadt zu. Die Formel der Macht, die Blitze, es sind Wegweiser." Xerustes schaute fast belustigt auf den durch den Wüstensand kaum erkennbaren Magier und sprach: "Nun mal langsam junger Freund. Hier sind viele Helden versammelt." Taojian fiel ihm ins Wort und drängte zur Eile. "Er ist gleich hier, Ihr müsst Euch zum Kampf rüsten!" Xerustes nickte. "Wie lautet Dein Name und zu welcher Gilde gehörst Du? Ich muss wissen, ob ich Dir vertrauen kann." "Mein Name ist Taojian und ich bin in der Gilde der Stutenbändiger." drängte Taojian. "Es eilt!" Inzwischen erwachte Saabia aus ihrer Ohnmacht und schaute Tao verwundert in die Augen. "Wie kommst Du hier her?" fragte sie und richtete sich langsam auf.

 

Der Magier sagte etwas, doch verstand sie kein Wort in dem Moment. Noch benommen von allem versuchte Saabia zu begreifen was gerade geschehen war. Diese unendliche Anziehungskraft die der Stein auf sie hatte. Er lag noch vor ihr auf dem Boden. Um sie herum wurde hektisch gerufen und Menschen kamen ins Zelt gestürmt und gingen wieder. Diese unglaubliche Hitze, das Knistern in der Luft und der heftige Donner. Sie schüttelt ihren Kopf um wacher zu werden. Sie konnte nur diesen Stein sehen und ihr Verlangen ihn wieder zum Glühen zu bringen wurde fast unerträglich.

Stoney packte sie fest am Arm. "Komm wir müssen hier raus“ drängte er und der Magier schob sie an ihrer Taille hoch. „Lauf, wir haben keine Zeit.“ Sie blickte sich um, war leicht orientierungslos und riss sich los von den Beiden. „Alles in Ordnung - eine Sekunde“. Sie sammelte sich langsam wieder, war etwas mehr bei Verstand und blickte sich im Zelt von Xerustes um. Innerhalb Sekunden musst sie entscheiden, ob sie sich der Macht hingeben sollte oder um ihr Leben zu rennen.

Fae leckte ihre Hand und als sie die Wölfin ansah konnte sie sehen, dass ein Stück Stoff aus dem Zelt mit den Runenzeichen auf dem Boden lag. Es hatte sich wohl gelöst, als die Blitze das Zeltdach druchschlugen. Das Zelt selbst fing bereits heftiges Feuer. „Magischer Stoff- DAS war es…“kluges Mädchen.“ Sie schob Fae dankbar zu Stoney und dem Magier. Ihr Adrenalin verlieh ihnen neue Kraft. Sie schrie „Loooooos – raus hier !!!!“ In Windeseile warf sie den magischen Stoff über den Bergkristall, noch während sie ihn in ihrer Brusttasche verbarg wirbelte sie mit dem Klingentanz ins Freie.

 

Kapitel 10

Fangnetz

Unter dem freien Himmel angekommen konnten sie für einen Moment nicht mehr atmen - aller Sauerstoff schien aus der Luft gesogen und die Hitzewellen waren kaum zu ertragen. Taojian rief Xerustes zu, er solle die Helden der Gilde sammeln und sich zügig abseits von Stadt und Lager südlich im Steinfeld in Stellung begeben. Er wolle mit Saabia den Herold von der Stadt wegführen und mit dem Bergkristall in Richtung Steinwüste locken. Xerustes nickte und machte sich mit Stoney und der Drachenkriegerin schnell auf den Weg, um die Gilde zu sammeln.

Taojian sah Saabia an und sagte: "Na da hast Du ja Schönes angerichtet" und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Wir müssen den Kristall einsetzen, um den Herold um die Stadt herum zu locken. Ich teleportiere uns jetzt auf den Felsvorsprung im Südosten. Da können wir den Kristall einsetzen und das Monster erst zu uns und dann in die Steinwüste locken, wo Deine Gilde ihn erwartet." Saabia nickte schweigend und stellte sich dicht an Taojian, der sich in seine Matrix versenkte und sie gemeinsam auf dem Felsvorsprung erscheinen ließ.

Hier hatten Sie einen guten Überblick und sahen, wie sich der sich feuerrot glühend auf die Stadt zu bewegte. Er schien aus einer Mischung aus Lava und Plasma zu bestehen, leuchtend rot und aus allen Poren dampfend sah er furchterregend aus. Taojian konnte im Westen sehen, wie sich die Gilde formierte, zwischen den Teils mehrere Meter hohen Steinen Stellung nahm und hinter ihnen Schutz vor der Hitze suchte.

"Gib mir bitte den Kristall Saabia." sprach Taojian. "Wir brauchen ihn nur herausnehmen. Er wird sich mit dem Energiefeld des Planeten verbinden und der Herold wird das spüren." Nur zögerlich reichte Saabia ihm den Stein. "Ich hoffe, Du weißt, was Du tust." murmelte sie und sah Taojian an. "Wir haben keine Wahl mehr." entgegnete er und nahm den Stoff von der Kugel. Ohne die Beschwörung war der Stein selbst keine Gefahr, aber durch die Beschwörung hatte er Verbindung aufgebaut und die war noch aktiv. Er fing an zu leuchten.

Mit einem Ruck blieb der Herold stehen und orientierte sich neu. Das, was ihn angezogen hatte, war  erneut erschienen, aber weit von dem Ausgangsort entfernt. Er sah in die Richtung des Felsvorsprungs und obwohl er noch Meilen entfernt war, war seine Aufregung und seine Wut zu spüren. Es war, als wenn gleißende Nadeln von ihm ausgingen.

"Jetzt haben wir seine Aufmerksamkeit." flüsterte Taojian. "Mache Dich bereit Saabia, gleich portiere ich uns zu Deiner Gilde und dann werden wir mehr als nur Glück brauchen, um das zu überleben." Saabia nahm ihren Bogen und nickte entschlossen.

Der Herold bewegte sich nun schnell auf den Felsvorsprung zu. In einem blauen gleißendem Licht verschwanden Taojian, Saabia und der Kristall und tauchten in der Stellung der Gilde wieder auf.  Xerustes nickte und gab den Befehl sich auf das Eintreffen des Herolds vorzubereiten.

Auch aus dem Lager war das riesige Monster schon zu sehen und als er stockte und sich umdrehte, war allen klar, dass der Kampf gleich beginnen würde.

Xerustes verteilte die Magier im ganzen Lager und wies sie an möglichst mit Eisgeschossen und Frostsphären auf den Herold zu zielen. Es war wichtig, dass die Hitze nicht alle auf einen Streich kampfunfähig machte. Zudem würden die Eisgeschosse den Herold in seinen Aktionen verlangsamen und schwächen. Die Waldläufer sollten mit Explosivpfeilen und Dornenschneisen arbeiten, um möglichst hohen Schaden auszuteilen und die Zwerge ihre Geschütze einsetzen, um  damit das Ungetüm in die Knie zu zwingen. Die Drachenkrieger warteten in vorderster Front hinter den Steinen auf ihren Einsatz. Alles war gut vorbereitet.

Der Herold stampfte auf und man sah, wie kleine Feuergeister in seiner Umgebung erschienen. Offenbar witterte er die Gefahr. Stoney, Xerustes, Devianthar und Taojian griffen zuerst mit Eisgeschossen und Frostsphären an und trafen zunächst die Feuergeister. Auch auf die noch große Entfernung war das Zischen zu hören wenn die Geschosse auftrafen. Der Herold wurde wütend und stürmte auf die Gruppe los. Bulettenwerfer schoß eine Dornenschneise direkt in seine Richtung, Elbenlady und Thalanier schlossen sich an und der Herold stampfte mitten in die Dornen. Er zuckte zusammen und blieb direkt vor den Drachenkriegern stehen. Erneut kamen um ihn herum neue Feuergeister zum Vorschein. Wütend vor Schmerz geriet das Monster in Rage.

Die Magiere dezimierten schnell die Feuergeister, so dass die Drachenkrieger attackieren konnten. Gleichzeitig beschossen die Waldläufer den Kopf des Herold, um ihn abzulenken und TheGrmpfofgrmpf einer der stärksten Krieger griff mit schnellen starken Schlägen die jetzt ungeschützten Beine des Monsters an. Schnell schlossen sich Mirandoran, Dariadra, Rrocky und Warrix an. Ein Stöhnen ging vom Herold aus. Geblendet durch die Explosionen hatte er keine Chance zu sehen, was vor ihm geschah. Nun eröffneten auch die Zwerge ihr Dauerfeuer. Miniela eröffnete ihr Geschützfeuer und errichtete ein mächtiges Teslageschütz vor dem Herold und LonelyWolf schoss eine Resonanzrakete ab, die den starken Schild des Herolds deutlich abschwächte. Jetzt begriff er, dass er die Lage unterschätzt hatte und in einem gewaltigen Wutausbruch entstanden drei riesige Plasmakugeln, die sich um ihn kreisend auf die Stellung zubewegten. Die Drachenkrieger mussten nun ausweichen und der Herold bekam wieder Freiraum. Mit gewaltigen Donner schoss er nun eine Hitzewelle um sich, die die gesamte Stellung zunächst in Auflösung brachte. Nur die Zwerge mit ihren Geschützen von weit hinten hielten ihr Dauerfeuer aufrecht, der Rest versuchte Deckung zu finden.

Taojian sah Saabia an. "Ich werde ihn jetzt mit Blitzen angreifen, aber dazu brauche ich Deine Deckung". Damit rannte er los und begab sich rechts vom Feld auf einen Stein. Er griff nach der Matrix und sammelte die Energieströme in der Luft zusammen, um sie mit einem gewaltigen Blitz auf den Herold niedergehen zu lassen. Während das Monster sich wieder aufrichtete schoss Saabia gezielte Pfeile auf seinen Kopf. Taojian ließ eine Serie von Blitzen auf den Herold herniedergehen. Dieser schwankte kurz und nahm Taojian ins Visier. Der Schaden war bei weitem nicht ausreichend gewesen und er griff jetzt den Magier an. Mit schnellen Stampfschritten erreichte er Taojian und dessen Flucht endete im Stolpern über einen der vielen herumliegenden Steine. Während Tao am Boden lag und die siedend heiße, glühende Pranke auf sich zukommen sah, schoß Saabia eine Dornenschneise dazwischen und mit den nächsten Explosivpfeilen traf sie die obere Pranke nahe seinen Augen. Aus dem Gleichgewicht gebracht taumelte der Herold zurück. Diese Situation nutzte Taojian, um sich aus dem Kreis der Herolds heraus zu teleportieren.

"Das war knapp." flüsterte Saabia neben Tao und ihm war klar, dass sie alle dabei waren, den Kampf zu verlieren. Taojian griff mit seinem Geist aus und rief die Magiere auf, sich mit ihm zu verbinden. Ihre gesamte Energie musste durch die Energie aus dem Bergkristall in seinem Magierstab verstärkt werden, damit sie noch Erfolg haben konnten. Jetzt webten Sie ein Band aus reiner Energie. Während die übrigen Helden ihre Angriffe fortsetzten, konzentrierten sich die Magiere auf den Bereich über dem Herold und sponnen ein dichtes Gewebe aus Energiefäden. Taojians Matrix pulsierte und strahlte leuchtend blau, während der Bergkristall gleißend weißes Licht aussendete. Der Herold setzte zu einer neuen Hitzewelle an, doch in dem Moment schoß der durch Eiszauber um ein vielfaches verstärkte Blitz hernieder. Stöhnend ging er in die Knie und war für einen Moment seiner Kraft beraubt. "Schnell Saabia, ein Fangnetz" sendete Tao ihr in Gedanken zu. "Was? Das nützt doch nichts, das dünne Netz kann den nicht halten!" protestierte Saabia, aber instinktiv warf sie das Netz über den Herold. Sofort portierte Taojian zum Netz und knotete einen kleinen Matrixkristall dort ein. Er griff mit seinem Geist aus und verband den Kristall nun mit dem Energiefeld des Planeten. Auf diese Weise verstärkt und unzerstörbar gemacht gab es für den Herold kein Entkommen mehr. Taojian übertrug das Muster für den Kristall in Form von Bildern zu Saabia. Sie hatte nun die Kontrolle über das Netz und in Ihrer Hand lag es nun, was weiter geschehen sollte.

Die unglaubliche uralte Macht welche der Magier in das Netz verwoben hatte breitet sich nun mit heftigen Schüben in Saabias Körper aus. Sie spürte die grenzenlose Gewalt dieser Urmacht in jeder Faser ihres Körpers und wusste, sie darf das Netz nicht loslassen wie sie es bei dem Bergkristall gemacht hatte. Sie musste, koste was es wolle das Netz festhalten und diese Macht ohne Angst in sich zulassen. Die Wut des Herolds verstärkte das Energiefeld mit jedem Schrei und jede Sekunde die der Zauber wirkte, machte die Macht in dem Geflecht des Netzes nur noch größer und bedrohlicher. Taojian neben ihr konnte sehen wie die Energiezungen des Netzes sich über Saabia ausbreiteten und er bekam Angst das sie dem Ganzen nicht gewachsen sein könnte, denn schließlich was sie ja nur ein Mensch.

Saabia blickt zu ihm und in dem Augenblick wusste sie was zu tun war. „Bring mir den Kristall der Macht“. Taojan schüttelte den Kopf „nein das wirst du nicht überleben“. Ihre Stimme überschlug sich „Bring mir den Kristall - ich weiß was ich tue!!!Nein!“ „Elorie wusste was sie tat. Vertrau wenigstens ihr!“

Diese Worte trafen Taojin tief und er musste daran denken was seine Schwester zu ihm sagte als er hierher geschickt wurde, „Die Welt braucht Dich Tao“. Nie würde Elorie den Bergkristall und das Lied der Macht hier in der Wüste in Dracania lassen wenn sie nicht genau wüsste was passieren wird. Wie konnte er nur so blind sein?

Der Magier griff in seine Tasche und warf den Kristall zu Saabia. Sie fing ihn mit einer Hand sicher auf und für einen kurzen Augenblick schien die Zeit still zu stehen - sie hob an zum Gesang:

Over the Bloodmoon mountains
And over the blue lightning waves,


Taojian umfasste seinen Stein um den Hals und konzentrierte sich.

Under the red water fountains
And under the cool graves,

Unter der Gewalt von grellen Blitzen verband sein Geist sich mit Elorie in der Matrix und mit dem Geist Saabias

Under floods that are deepest,
Which Storn born obey,

Beide konnten nun glasklar die Stimme der Elorie aus dem Hause Storn hören: „Schickt Ihn zurück ins Heiligtum!!!“

Over rocks that are steepest,
Matrix will find out the way.

Den letzten Vers des Liedes sangen sie nun zusammen. Nachdem das letzte Wort gesungen war schlugen mächtige Energieblitze in den Stein in Saabias Hand und luden den Bergkristall damit noch mehr auf. Taojian legte nun seine Hand auf ihre Hand in der sie den Stein festhielt und schloss damit den Energiekreis. Die Energie der Welt floss nun ungebremst in das Netz und auch wieder hinaus Richtung Matrix in die Welt von Elorie. Zwei Welten, verbunden durch Raum und Zeit.

Nun erst spürte Saabia das der Magier dessen Namen sie noch immer nicht kannte, nicht vom gleichen Planeten war. Taojian lächelte, noch immer verschmolzen im Geist konnte er ihre Gedanken sehen. Beide ließen im Einklang mit Zeit und Raum, als Zeugen zweier Welten die entscheidenden Worte in ihren Köpfen explodieren.

„Zurück ins Heiligtum- HEROLD!!!“

 

Kapitel 11

Weltenzauber

Es erschien als würde die Welt sich auflösen in Pixel und Bytes, die Graphik immer gröber und undeutlicher, bis ein großer weißer Screen übrig blieb. Als alle Hintergründe unerkennbar wurden kam in kleinen Nuancen die Farbe wieder in die Welt und die Auflösung wurde langsam wieder schärfer in den Augen aller Perlentaucher.

Die Welt manifestierte sich und alle spürten, wie sich die Kräfte der großen Mächte zurückgezogen hatten.

Stoney und Xerustes besprachen sich mit den Gildenmitgliedern über das Geschehen und es war erkennbar, dass dieser Kampf in die Heldensagen Dracanias eingehen würde.

 

Taojian schaute zu wie die Helden ihre Ausrüstung und ihre Waffen zusammensammelten und sich ins Lager zurückzogen. Er fühlte, dass seine Aufgabe erfüllt war. Elorie hatte ihn hierher geschickt, um das Gleichgewicht der Macht wiederherzustellen. Eine fast unlösbare Aufgabe, die er nur mit Hilfe dieser starken Gilde bewältigen konnte. Dankbar schaute er sich um und sah verbrannte Steine und geschmolzenen Granit in dem Bereich, wo der Herold seine Macht demonstriert hatte. Ein furchtbarer Gegner war besiegt.

Nun war es an der Zeit sich zu verabschieden und zum Planeten mit der blutigen Sonne zurückzukehren. Er folgte dem Trupp zum Lager und suchte Xerustes und Stoney auf, die gerade dabei waren etwas zu besprechen. "Meine Aufgabe ist erfüllt." sprach Taojian. "Ich bin gekommen um mich für Eure tatkräftige Hilfe zu bedanken und mich zu verabschieden." Xerustes sah auf und entgegnete: "Wir haben beschlossen diese Geschichte im Grimoire der Welten aufzunehmen." Stoney nickte und fügte hinzu: "Wir sind Dir für Deine Hilfe sehr dankbar. Du hast uns geholfen, ein offenes Kapitel längst vergangener Zeiten zu schließen." Taojian verbeugte sich leicht und erklärte, dass er Elorie alles erzählen würde.

 

Er verließ schweigend das Zelt und machte sich auf die Suche nach Fae und Saabia. Sie stand mit den 4 Wölfen an der Seite des Lagers und beobachtete ihn. Fae wedelte, kam auf ihn zu und leckte seine Hand. Taojian richtete sich an Saabia: "Ich danke Dir sehr für Deinen mutigen Einsatz und es ist die Zeit für mich gekommen, mich zu verabschieden." Saabia schaute auf ihre schmutzigen Füße und fragte leise "Verrätst Du mir noch Deinen Namen, bevor Du gehst?" Taojian musste leise lachen. Es stimmte, sie war ohnmächtig, als er sich vorgestellt hatte. "Mein Name ist Taojian." sprach er. "Er bedeutet "Das ohne Absicht geführte Schwert." "Ein seltsamer Name für einen Magier" stellte sie fest. "Das wilde Schwert" murmelte sie vor sich hin und musste lächeln. "Nun denn wilder Magier, es war uns allen hier eine Ehre mit Euch an unserer Seite zu streiten. Ich hoffe, Ihr kommt heil in Eurer Heimatwelt an." Taojian musste lachen und erwiderte: "Ich danke Euch und wünsche Euch alles Gute." Er verbeugte sich, drehte sich dann um und rief Fae an seine Seite.

 

Weit entfernt vom Tor und auf dem Weg zum nächsten Hügel sah er die glühendrote Sonne untergehen, wo er einige Stunden zuvor den Herold entdeckt hatte und war froh, dass sie diesmal am richtigen Platz stand.

 

 

 

Epilog

 

Als Taojian versuchte den Kontakt zu seiner Schwester herzustellen reichte die Energie des großen Kristalls nicht mehr aus. Er sah sich um, aber hier gab es weit und breit nichts, was ihm helfen konnte, den Kristall wieder aufzuladen. "Fae." murmelte er, "Wir werden uns eine lange Zeit hier aufhalten müssen, bis ich im Stande bin uns zurückzubringen." Fae schaute kurz hoch und schien zu verstehen. Sie blickte in Richtung Stadt und trottete sich umschauend los. In ihrem Geist konnte Taojian Freude darüber erkennen.

 

 

 

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