Kapitel 20: Carpe Diem
Violetta strich sich eine silberne Haarsträhne aus dem Gesicht und genoss die paar Sonnenstrahlen die es geschafft hatten sich durch das Wolkendickicht einen kleinen Korridor zu bahnen. Die Wärme rötete leicht ihre Wangen und mit Wehmut dachte sie an ihr Dorf und ihre Tiere. Es kam ihr vor als wären nicht nur ein paar Monate vergangen, sondern Jahre als sie Yaltepetl verlassen hatte um Verbündete zu finden im Kampf gegen die geheime Macht. Nie war sie weiter weg und einsamer als zu diesem Zeitpunkt.
Die alte Welt wie die Toltac Indianer das Festland zwischen den Drachenkavernen und Kingshill nannten glich mehr einem Friedhof mit armseligen Ghettos als dem stolzen prächtigem Duria wie es in alten Schriften noch genannt wurde. Das bunte fröhliche Treiben in den Markhallen Durias ist versiegt und musste dem süßlich rauchigem Gestank der verbrannten Toten Platz machen die täglich nach Sonnenaufgang verbrannt wurden. Scheiterhaufen und Ascheberge so groß wie Handelsschiffe türmten in den Dörfern und Städten und zeugten von bitteren tödlichen Schlachten die Angst und Schrecken zurückließen sogar bei den mächtigsten aller Krieger.
Zum Glück war Sjena noch an ihrer Seite, ihre treue weise Harpyie. Sjena hat es sich angewöhnt Violetta mit einem hohen schrillen Schrei zu warnen, wenn sie Gefahr roch und genau dieser Schrei riss Violetta aus ihren Gedanken. Violetta teleportierte sich in Windeseile von der sonnenerhellten Lichtung unter ein paar alte Trauerweiden ganz in der Nähe. Sie hielt ihren Atem an und blickte sich mit wachsamen Augen um. Sjenas Geruchsinn war wie immer untrügbar und ein Wiedergänger kündigte sich mit gurgelnden röchelnden Geräuschen an. Sie wusste nicht ob er sie bereits bemerkt hatte oder nur auf der Suche nach Lebenden war. Die Augen waren das schlimmste, diese schwarzen seelenlosen Augen die ihr immer wieder das Herz brachen, wenn sie hineinblickte. Violetta zog aus ihrem Bündel ihre Eis-Rute und legte sich auf die Lauer. Sie beobachtet den Wiedergänger und folgte ihm leise und unbemerkt.
Sie war bereit um ihn zu neutralisieren doch dazu musste sie ihn genau in diese schwarzen herzerweichenden seelenlosen Augen treffen. Der Wiedergänger war reich gekleidet mit einem mächtigen Hexenset vergangener Glorie. Ein großer schwarzer Fleck mitten in seinem Wams am Rücken zeugte von der tödlichen Verwundung die ihm zugebracht wurde und ihn in dieses Ding verwandelt hatte. Anhand seines Körperbaues vermutete Violetta dass es wohl ein starker Zwei Hand Krieger war. Violetta wusste das sie ihn neutralisieren musste den es gab zu viele von ihnen um sie entkommen zu lassen. Sie kennen keine Gnade oder Erbarmen. Jeden den sie nicht eliminiert wird früher oder später Menschen töten darum durfte sie ihn nicht entkommen lassen.
Dachte sie in dem einen Augenblick noch das sie die Situation unter Kontrolle hatte war ihr innerhalb von Sekunden klar dass sie sich maßlos überschätzt hatte und um Haaresbreite fast ihr Leben verloren hatte. Der mächtige Hammer des Kriegers sauste hart und unerbittlich auf ihre linke Schulter. Das Krachen in Ihrem Schultergelenkt war kaum auszuhalten und das Schlüsselbein brach in einzelne Stücke. Violetta schrie schrill auf von dem Schmerz und mit aller Kraft die sie noch hatte warf sie sich auf die Seite um der letzten Wucht des Hammerschlages zu entkommen. Der Hammer sauste auf den Boden und der Krieger musste sich erst wieder sammeln um ihn erneut zu erheben.
Blitzschnell fror Violetta den Krieger ein um ihn kurz aufzuhalten doch die Schmerzen in ihrer Schulter ließen keinen klaren Gedanken zu. Der folgende Schlag des Kriegers wird ihr Kopf sein und den Inhalt davon im Staub zermalmen. Aus dem Augenwinkel konnte sie Geschützfeuer sehn und einen Zwerg der wild fuchtelnd rumschimpfte ob er denn nicht wisse das man Frauen nicht so behandelte. Violetta verlor das Bewusstsein.
„Na komm Mädel mach die Augen auf, wird langsam Zeit du hast lange genug geschlafen“ Vio versuchte die Lider zu heben. Das Licht schmerzte in ihren Augen. „Ja gut so Blümchen und nun trink etwas“ . Mit einem Schreck fasste sie sich an ihre Schulter doch die war dick einbandagiert und tat kaum noch weh. Ein Zwerg mit warmen braunen Augen und Nickelbrille grinste sie an „die gute alte Teslaspule heilt sogar tote Elefanten, deine Schulter ist einigermaßen wieder in Ordnung allerdings war der Hammer verseucht mit Andermacht und das sollte sich am besten unsere Heilerin Didhero ansehen“
Mit einem leisen Stöhnen setzte sich Vio auf und blickte ungläubig den Zwerg an. Er reichte ihr einen Becher mit dampfendem Inhalt. Sie wollte gar nicht wissen was es war, sondern nahm dankbar den Becher an und tank ihn in kleinen Schlucken leer. „Na das war ja um Haaresbreite, warum läuft auch so ein Blümchen wie du allein in so einer Gegend rund?“ Violetta musste unwillkürlich lachen, sie hatte inzwischen wohl mehr als tausend dieser Wiedergänger eliminiert und der Zwerg der ihr Leben gerettet hatte fand, dass dies nicht die richtige Umgebung für sie sei.
Sie richtete sich noch weiter auf und sah erst jetzt das sie in einer Lagerhalle war. Eine hübsche Zwergen Dame mit einem kleinen mechanischen Drachen welcher dicht über ihr flatterte kam auf sie zu mit selbstgebackenem Brot und eine paar Waldbeeren. "Lass es dir schmecken", und blickte sie ermunternd an. "Oh Kami lass die Kleine doch erstmal wach werden bevor du sie löcherst mit Fragen." "Du hast natürlich recht Mini" meinte der Zwerg und erhob sich stolz "vielleicht sollte ich uns erstmal Vorstellen."
Der Zwerg verbeugte sich tief und sagte: "Mein Name ist Kamikazezwerg und diese überaus liebliche Dame und Mitstreiterin ist Miniela". Ein Räuspern hinter ihm schreckte ihn kurz auf und er drehte sich mit einem Grinsen zu dem Krieger um der hinter ihm stand. „Last but not Least möchte ich dir auch noch Warrix vorstellen, ein großer Krieger, Freund und vor allem ausgezeichneter Ingenieur. Wir drei waren einige Monate in Andrakasch bei unseren Familien und Freunden und haben dabei geholfen ihre Kampf Linie zu verstärken." „Wie habt ihr geholfen?“ fragte Vio neugierig die ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Wir drei sind Luftschiff-Ingenieure die eine neue Art des Reisens ermöglichen. Ich entwerfen den Korpus, Miniela die Antriebsmechanik und Warrix die Energiegeneratoren. Seit kurzem kann er die Andermacht dafür nutzen. Ein entscheidender Durchbruch im Andermacht Krieg. Wir sind auf dem Weg nach Hause ins Perlenriff zu den Perlentauchern." „Perlentaucher“ wiederholte Vio überrascht. „Dann kennt ihr sicher Luzifer?“ Kami lachte lautstark. „Alter Schwede das wir hier im dunkelsten Ort Durias ein Kätzchen von Luzifer treffen das glaubt uns kein Mensch“.
Vio lachte laut mit und schüttelte den Kopf. „Nein ich bin keine Verflossene von Luzifer ich bin seine Schwester“. Kamis lachen blieb in seinem Hals stecken und er musterte Vio neugierig. „Du hast aber keine Halbblutmerkmale?“ „Nur mein Haar" erwiederte Vio etwas verlegen „und meine Fähigkeiten. Könnt ihr mich zu Luzifer ins Perlenriff bringen?“ " Na Kleine genau das wollten wir sowieso machen da du unbedingt behandelt werden musst wegen der Andermacht.“ " Dann lasst uns aufbrechen das Luftschiff wartet bereits", Warrix zeigte in den Himmel und Vio konnte nun sehen wie ein großer beeindruckender Zeppelin aus Richtung Waldlichtung auf sie zu schwebte und eine Strickleiter nach unten geworfen wurde.
Warrix half erst Mini auf die Leiter und dann gab er Vio die Hand um ihr dabei zu helfen die Strickleiter zu erklimmen. Kami wollte sich nicht helfen lassen und machte einen Riesensatz mit seinem Raketenantrieb und schwang sich auf die Leiter. "Carpe Diem ihr Krieger und Glückssucher, auf ins Perlenriff!" rief Warrix mit dunkler Stimme und verschwand im Cockpit. Die Reise konnte beginnen.