Mortis rote Haare

17.07.2020 16:41

Viele Jahre waren seit den letzten großen Abenteuern vergangen. Einige Helden und Heldinnen hatten sich zur Ruhe gesetzt und waren nicht mehr Bestandteil des eigentlich unzerstörbaren Bundes der Perlentaucher. Andere Recken der Gemeinsaft agierten etwas ruhiger und versuchten ihre geschundenen Leiber zu schonen. Sie übernahmen andere Aufgaben und kümmerten sich zum Beispiel um den perligen Nachwuchs.

 

Warrix, ein bewährter, inzwischen oft Müder Drachenkrieger ließ gerade seine Rüstung entbeulen und hatte nun Zeit den Kleinen etwas über seine Abenteuer und Erlebnisse aus alten Zeiten näher zu bringen. Er saß in seinem Schaukelstuhl nah am Kerzenlicht, zog gemächlich an seiner Pfeife und überlegte gerade was er denn als nächstes erzählen sollte. Plötzlich schreckte er auf. 

Eine kleine irgendwie schrill klingende Stimme ließ ihn aufschrecken. „Tacho Wandschrank“ traf ihn der Gruß von das Dativ. Einem immer klein bleibenden großen Zwergenkrieger der für seine linguistischen Besonderheiten berühmt war. Er reichte, selbst auf Zehenspitzen stehend, dem sitzenden Warrix nur auf Kniehöhe heran. Seine Körpergröße versuchte der kurze Mann durch verbale Kunststücke auszugleichen. Das er den großen Kämpfer Warrix als Wandschrank bezeichnete gefiel Warrix nur bedingt, aber er hatte sich damit abgefunden und genoss eher die Aufmerksamkeit, die ihm der Nachwuchsheld entgegen brachte. Warrix setze sich etwas auf, nahm das Dativ hoch und setzte ihn auf seine Knie. Dann begann er zu erzählen…

"Es war einmal eine arme Frau, die gebar ein Söhnlein, und weil es eine Glückshaut um hatte, als es zur Welt kam, so ward ihm geweissagt es werde im vierzehnten Jahr die Tochter des Königs zur Frau haben." „Waaas?“, plärrte das Dativ dazwischen. "Ich versteh kein Wort! Seit wann redest du denn so komisch?" Hmm, Warrix kratzte sich an seinem spärlichen Bart und überlegte. „Ja OK, der Anfang ist von so alten Märchenonkels, aber ich dachte so klingt es etwas seriöser. Aber in Ordnung, ich versuche mich deinem Niveau anzupassen.“ Das Dativ wollte gerade anfangen zu protestieren, bekam aber just in diesem Moment vom vorbei schlendernden Bulli eine riesige fette Bulette in den Mund geschoben. Das Dativ hatte viel zu kauen und Warrix konnte in Ruhe weiter erzählen:

"Es trug sich zu, dass der König des Landes bald darauf ins Dorf kam. Niemand wusste dass es der König war, und als er die Leute fragte was es Neues gäbe, so berichteten sie von der Geburt des Kindes mit der Glückshaut. 

Sie erklärten dem verdutzt schauendem König von dem Glück das dieser Junge haben wird und das ihm auch voraus gesagt wurde, in seinem vierzehnten Lebensjahr die Tochter des Königs zu heiraten". Dativ hustete heftig, wurde rot im Gesicht und konnte kaum an sich halten. „Mit Vierzehn heiraten? Was für’n Quatsch.“ Warrix wurde nun etwas unruhig und meinte zum Dativ nicht immer alles so auf die Goldwaage zu legen. „Es ist doch nur ein Mär….“ Er räusperte sich und korrigierte „Es war halt so und ich denke mir das nicht aus. Willst du etwas lernen oder diskutieren? "Das Dativ überlegte und entschied sich für ein diplomatisches Schweigen.

 

"Der König, der ein böses Herz hatte und sich über die Weissagung ärgerte, ging zu den Eltern, tat ganz freundlich und sagte 'ihr armen Leute, überlasst mir euer Kind, ich will es versorgen.' Anfangs weigerten sie sich, da aber der fremde Mann schweres Gold dafür bot, und sie dachten 'es ist ein Glückskind, es muss doch zu seinem Besten ausschlagen,' so willigten sie endlich ein und gaben ihm das Kind. Der König legte es in einen Weidenkorb und ritt damit weiter bis er zu einem tiefen Wasser kam: da warf er den Korb hinein und dachte 'von dem ungebetenen Freier habe ich meine Tochter bewahrt.' Der Korb aber ging nicht unter, sondern schwamm wie ein Schiffchen, und es drang auch kein Tröpfchen Wasser hinein. So schwamm der Korb unkontrolliert einige Zeit, drohte aber in Strömungen zu kentern. Ich befand mich gerade auf dem Weg zu unseren besten Perlengründen und sah das ungewöhnliche Gefährt auf dem Wasser treiben". „Echt jetzt, du Warrix kommst auch in der Geschichte vor?“ Warrix zog ein leicht verärgertes Gesicht und meinte: „Aber sicher mein Sohn, ääähm nein, mein kleiner Freund. Ich erzähle dir hier doch keine Märchen.“

In der Zwischenzeit hatten sich auch noch andere interessierte Perlen um Warrix versammelt und versuchten gespannt zu lauschen. „Wo war ich jetzt?“ versuchte sich der Erzähler zu sammeln. „Ach ja, ich weiß“.

 

"Der Korb auf dem Wasser trieb auf dem Wasser und ich änderte meinen Kurs in Richtung des Behältnisses. Was mag da wohl drinnen sein? Fragte ich mich. Als ich näher kam sah ich das Kleinkind ruhig schlafend in dem Korb. Was sollte ich nun tun? Ich war auf dem Weg einen wichtigen Auftrag zu erfüllen und hatte keine Zeit mich um ein Baby zu kümmern. Also gab ich dem kleinen Körbchen einen Schubs in die richtige Richtung und es sauste nun seinem Glück entgegen". „Das verstehe ich jetzt aber nicht“ mischte sich ein weiterer Zuhörer ein. Xerustes, ein erfahrener Magier mit Blitzscharfen Verstand fragte nach: „Wie konntest du wissen das du den Korb in Richtung Glück schubst. Anhand aller vorliegenden Fakten ist die Wahrschenlich…“ Weiter kam Xeru nicht. Das Dativ unterbrach ihn: „Ist doch egal, Hauptsache die Geschichte geht weiter, wir haben ja schließlich noch was anderes zu tun.“

Warrix, aufgrund der fortlaufenden Unterbrechungen schon leicht gereizt, bemühte sich um Haltung und fuhr fort: "Der Korb schwamm also in die richtige Richtung  bis zwei Meilen vor des Königs Hauptstadt, wo eine Mühle war, an dessen Wehr sie hängen blieb. Ein Mahlbursche, der glücklicherweise da stand und sie bemerkte, zog ihn mit einem Haken heran und meinte große Schätze zu finden, als er ihn aber aufmachte, lag ein schöner Knabe darin, der ganz frisch und munter war. Er brachte ihn zu den Müllersleuten, und weil diese keine Kinder hatten, freuten sie sich und sprachen 'Gott hat es uns beschert.' Sie pflegten den Fündling wohl, und er wuchs in allen Tugenden heran". „Ich will ja nicht nerven, aber…“ merkte das Dativ an und wurde sogleich schroff von allen Anwesenden angefahren: „Dann halt die Klappe!“


 

"Viele Jahre gingen ins Land und dann trug sich zu, dass der König einmal bei einem Gewitter in die Mühle trat und die Müllersleute fragte ob der große starke Junge ihr Sohn wäre. 'Nein,' antworteten sie, ' es ist ein Findelkind, er ist vor vierzehn Jahren in einem Korb ans Wehr geschwommen, und der Mahlbursche hat ihn aus dem Wasser gezogen.' Da merkte der König dass es niemand anders, als das Glückskind war, das er ins Wasser geworfen hatte, und sprach 'ihr guten Leute, könnte der Junge nicht einen Brief an die Frau Königin bringen, ich will ihm zwei Goldstücke zum Lohn geben?' 'Wie der Herr König gebietet,' antworteten die Leute, und hießen den Jungen sich bereit halten. Da schrieb der König einen Brief an die Königin, worin stand 'sobald der Knabe mit diesem Schreiben angelangt ist, soll er getötet und begraben werden, und das alles soll geschehen sein ehe ich zurückkomme.'
Der Knabe machte sich…

 

„Wie hieß denn der Junge?“ wollten nun aber alle lauschenden Hörer erfahren. Warrix sichtlich verlegen, überlegte auffällig lang und antwortete Thalanthir, genannt Thala. „Komischer Name“ meinte das Dativ. Nachdem böse Blicke von Warrix das Dativ ermahnten erzählte er weiter: 

 

"Der Knabe machte sich mit diesem Briefe auf den Weg, verirrte sich aber und kam Abends in einen großen Wald. Als Waldlaufendes Müllerskind hatte Thala keine großen Probleme in der rauen Natur. In der Dunkelheit sah er ein kleines Licht, ging darauf zu und gelangte zu einem Häuschen. Als er hinein trat, saß eine alte Frau beim Feuer ganz allein. Sie erschrak als sie den Knaben erblickte und sprach 'wo kommst du her und wo willst du hin?' 'Ich komme von der Mühle,' antwortete er, 'und will zur Frau Königin, der ich einen Brief bringen soll: weil ich mich aber in dem Walde verirrt habe (Tzzz, traute sich im Hintergrund Dativ zu äußern), so wollte ich hier gerne übernachten.' 'Du armer Junge,' sprach die Frau, ' du bist in ein Räuberhaus geraten, und wenn sie heim kommen, so bringen sie dich um.' 'Mag kommen wer will,' sagte Thala, 'ich fürchte mich nicht: ich bin aber so müde, dass ich nicht weiter kann,' streckte sich auf eine Bank, und schlief ein. Bald hernach kamen die Räuber und fragten zornig was da für ein fremder Knabe läge.

'Ach,' sagte die Alte Minela, 'es ist ein unschuldiges Kind, es hat sich im Walde verirrt, und ich habe ihn aus Barmherzigkeit aufgenommen: er soll einen Brief an die Frau Königin bringen.' Die Räuber erbrachen den Brief und lasen ihn, und es stand darin dass der Knabe sogleich, wie er ankäme, sollte ums Leben gebracht werden. Da empfanden die hartherzigen Räuber Mitleid, und der Anführer zerriss den Brief und schrieb einen andern, und es stand darin so wie der Knabe ankäme, sollte er sogleich mit der Königstochter vermählt werden. Sie ließen ihn dann ruhig bis zum andern Morgen auf der Bank liegen, und als er aufgewacht war, gaben sie ihm den Brief und zeigten ihm den rechten Weg. Die Königin aber, als sie den Brief empfangen und gelesen hatte, tat wie darin stand, hieß ein prächtiges Hochzeitsfest anstellen, und die Königstochter ward mit dem Glückskind vermählt; und da der Jüngling schön und freundlich war, so lebte sie vergnügt und zufrieden mit ihm

 

Warrix, der die letzten Worte immer schneller gesprochen hatte erahnte schon welche Fragewelle nun wieder auf ihn einprasseln würde. „Was für ein Unsinn? Wie hieß denn die Prinzessin? Wie alt war sie? Ist das überhaupt erlaubt? Gab es eine Hochzeitsnacht und wenn ja, wie war sie? Da keine der vielen Fragen beantwortet wurden, verstummte irgendwann das Chaos und alle schauten gespannt auf Warrix. Der saß in seinem Schaukelstuhl, schaukelte und hielt sich beide Ohren zu. 

 

Er räusperte sich und meinte: Ja, ich könnte wenn ich dürfte, aber ich musste viele Eide schwören diese Details niemals preis zu geben. Er sagt das mit einer solchen Strenge das wirklich niemand sich wagte weiter nachzufragen.

Also weiter: Nach einiger Zeit kam der König wieder in sein Schloss und sah dass die Weissagung erfüllt und das Glückskind mit seiner Tochter vermählt war. 'Wie ist das zugegangen?' sprach er, 'ich habe in meinem Brief einen ganz andern Befehl erteilt.' Da reichte ihm die Königin den Brief und sagte er möchte selbst sehen was darin stände. Der König las den Brief und merkte wohl dass er mit einem andern war vertauscht worden. Er fragte den Jüngling wie es mit dem anvertrauten Briefe zugegangen wäre, warum er einen andern dafür gebracht hätte. 'Ich weiß von nichts,' antwortete er, ' er muss mir in der Nacht vertauscht sein, als ich im Walde geschlafen habe.' Voll Zorn sprach der König 'so leicht soll es dir nicht werden, wer meine Tochter haben will, der muss mir aus der Hölle drei rote Haare von dem Haupte des Mortis holen; bringst du mir was ich verlange, so sollst du meine Tochter behalten.' Damit hoffte der König ihn auf immer los zu werden. Das Glückskind Thala aber antwortete 'die roten Haare will ich wohl holen, ich fürchte mich vor Mortis nicht.' Darauf nahm er Abschied und begann seinen Lauf durch die Wälder.

Der Weg führte ihn zu einer großen Stadt namens Cardhun, wo ihn der Wächter Tlodiol an dem Thore ausfragte was für ein Gewerbe er verstände und was er wüsste. 'Ich weiß alles' antwortete Thala. 'So kannst du uns einen Gefallen tun,' sagte der Wächter, 'wenn du uns sagst warum unser Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, trocken geworden ist, und nicht einmal mehr Wasser gibt.' 'Das sollt ihr erfahren,' antwortete er, 'wartet nur bis ich wieder komme.' Da ging er weiter und kam vor eine andere Stadt namens Hiraja, da fragte der Thorwächter Kaarldagaia wiederum was für ein Gewerbe er verstünde und was er wüsste. 'Ich weiß alles' antwortete er. 'So kannst du uns einen Gefallen tun, und uns sagen warum ein Baum in unserer Stadt, der sonst goldene Äpfel trug, jetzt nicht einmal Blätter hervor treibt.' Das sollt ihr erfahren,' antwortete er, 'wartet nur bis ich wiederkomme.'

Da ging er weiter, und kam an ein großes Wasser, über das er hinüber musste. Der Fährmann fragte ihn was er für ein Gewerbe verstände und was er wüsste. 'Ich weiß alles' antwortete er. ' So kannst du mir einen Gefallen tun,' sprach der Fährmann, 'und mir sagen warum ich immer hin und her fahren muss und niemals abgelöst werde?' 'Das sollst du erfahren,' antwortete er, 'warte nur bis ich wiederkomme.'
 

Als er über das Wasser hinüber war, so fand er den Eingang zur Hölle. Es war schwarz und rußig darin, und Mortis der Teufel war nicht zu Haus, aber seine Ellermutter… Warrix unterbrach und erklärte: „Das ist die Großmutter“saß da in einem breiten Sorgenstuhl. 'Was willst du?' sprach sie zu ihm, sah aber gar nicht so böse aus. 'Ich wollte gerne drei, nein vier rote Haare von Mortis seinem Kopf,' antwortete er, 'sonst kann ich meine Frau nicht behalten.' 'Das ist viel verlangt,' sagte sie, 'wenn Mortis heim kommt und findet dich, so geht dir es an den Kragen; aber du dauerst mich, ich will sehen ob ich dir helfen kann.' Sie verwandelte ihn in eine Ameise und sprach 'kriech in meine Rockfalten, da bist du sicher.' 'Ja' antwortete er, 'das ist schon gut, aber drei Dinge möcht ich gerne noch wissen, warum ein Brunnen, aus dem sonst Wein quoll, trocken geworden ist, jetzt nicht einmal mehr Wasser gibt: warum ein Baum, der sonst goldene Äpfel trug, nicht einmal mehr Laub treibt, und warum ein Fährmann immer herüber und hinüber fahren muss und nicht abgelöst wird.' 'Das sind schwere Fragen,' antwortete sie, ' aber halte dich nur still und ruhig, und hab acht was der Teufel spricht, wann ich ihm die vier roten Haare ausziehe.' 

 

 

Als der Abend einbrach, kam der Teufel nach Haus. Kaum war er eingetreten, so merkte er dass die Luft nicht rein war. 'Ich rieche  dracanisches Heldenfleisch,' sagte er, 'es ist hier nicht richtig.' Dann guckte er in alle Ecken, und suchte, konnte aber nichts finden. Die Ellermutter schalt ihn aus, 'eben ist erst gekehrt' sprach sie, 'und alles in Ordnung gebracht; immer hast du Menschenfleisch in der Nase! Setze dich nieder und iss dein Abendbrot.' Als er gegessen und getrunken hatte, war er müde, legte der Ellermutter seinen Kopf in den Schoß und sagte sie sollte ihn ein wenig lausen. Es dauerte nicht lange, so schlummerte er ein, blies und schnarchte. Da fasste die Alte ein rotes Haar, riss es aus und legte es neben sich. 'Autsch!' schrie Mortis, 'was hast du vor?' 'Ich habe einen schweren Traum gehabt,' antwortete die Ellermutter, 'da hab ich dir in die Haare gefasst.' 'Was hat dir denn geträumt?' fragte der Teufel. 'Mir hat geträumt ein Marktbrunnen, aus dem sonst Wein quoll, sei versiegt, und es habe nicht einmal Wasser daraus quellen wollen, was ist wohl Schuld daran?' 'He, wenn sie es wüssten!' antwortete der Teufel, 'es sitzt eine Kröte unter einem Stein im Brunnen, wenn sie die töten, so wird der Wein schon wieder fließen.' Die Ellermutter lauste ihn wieder, bis er einschlief und schnarchte dass die Fenster zitterten. Da riss sie ihm das zweite Haar aus. 

 

 

'Hu! was machst du?' schrie der Mortis zornig. 'Nimms nicht übel,' antwortete sie, 'ich habe es im Traum getan.' 'Was hat dir wieder geträumt?' fragte er. 'Mir hat geträumt in einem Königreiche stand ein Obstbaum, der hätte sonst goldene Äpfel getragen und wollte jetzt nicht einmal Laub treiben. Was war wohl die Ursache davon?' 'He, wenn sie es wüssten!' antwortete der Teufel, 'an der Wurzel nagt eine Maus, wenn sie die töten, so wird er schon wieder goldene Äpfel tragen, nagt sie aber noch länger, so verdorrt der Baum gänzlich. Aber lass mich mit deinen Träumen in Ruhe, wenn du mich noch einmal im Schlafe störst, so kriegst du eine Ohrfeige.' Die Ellermutter sprach ihn zu gut, und lauste ihn wieder bis er eingeschlafen war und schnarchte. Da fasste sie gleich zwei rote Haare und riss sie ihm aus. Mortis fuhr in die Höhe, schrie und wollte übel mit ihr wirtschaften, aber sie besänftigte ihn nochmals und sprach, 'wer kann für böse Träume!' 'Was hat dir denn geträumt?' fragte er, und war doch neugierig

'Mir hat von einem Fährmann geträumt, der sich beklagte dass er immer hin und her fahren müsste, und nicht abgelöst würde. Was' ist wohl Schuld?' 'He, der Dummbart!' antwortete der Teufel, 'wenn einer kommt und will überfahren, so muss er ihm die Stange in die Hand geben, dann muss der andere überfahren und er ist frei.' Da die Ellermutter ihm die vier roten Haare ausgerissen hatte und die drei Fragen beantwortet waren, so ließ sie den alten Drachen in Ruhe, und er schlief bis der Tag anbrach.
Als Mortis wieder fortgezogen war, holte die Alte die Ameise aus der Rockfalte, und gab dem Glückskind Thala die menschliche Gestalt zurück. 'Da hast du die vier roten Haare,' sprach sie, 'was Mortis zu deinen drei Fragen gesagt hat, wirst du wohl gehört haben.' 'Ja,' antwortete er, 'ich habe es gehört und wills wohl behalten.' '.So ist dir geholfen,' sagte sie, 'und nun kannst du deiner Wege ziehen.' Er bedankte sich bei der Alten für die Hilfe in der Not, verließ die Hölle, und war vergnügt dass ihm alles so wohl geglückt war. Als er zu dem Fährmann kam, sollte er ihm die versprochene Antwort geben. 'Fahr mich erst hinüber,' sprach das Glückskind, 'so will ich dir sagen wie du erlöst wirst,' und als er auf dem jenseitigen Ufer angelangt war, gab er ihm des Mortis Rat, 'wenn wieder einer kommt, und will übergefahren sein, so gib ihm nur die Stange in die Hand.' Er ging weiter und kam zu der Stadt, worin der unfruchtbare Baum stand, und wo der Wächter auch Antwort haben wollte. 

Da sagte er ihm, wie er von Mortis gehört hatte, 'tötet die Maus, die an seiner Wurzel nagt, so wird er wieder goldene Äpfel tragen.' Da dankte ihm der Wächter und gab ihm zur Belohnung zwei mit Gold beladene Esel, die mussten ihm nachfolgen. Zuletzt kam er zu der Stadt, deren Brunnen versiegt war. Da sprach er zu dem Wächter, wie der Teufel gesprochen hatte, ' es sitzt eine Kröte im Brunnen unter einem Stein, die müsst ihr aufsuchen und töten, so wird er wieder reichlich Wein geben.' Der Wächter dankte, und gab ihm ebenfalls zwei mit Gold beladene Esel.
Endlich langte das Thala daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute als sie ihn wiedersah und hörte wie wohl ihm alles gelungen war. Dem König brachte er was er verlangt hatte, die drei goldenen Haare des Teufels, und als dieser die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnügt und sprach
'nun sind alle Bedingungen erfüllt und du kannst meine Tochter behalten. Aber, lieber Schwiegersohn, sage mir doch woher ist das viele Gold? das sind ja gewaltige Schätze!' 'Ich bin über einen Fluss gefahren,' antwortete er, 'und da habe ich es mitgenommen, es liegt dort statt des Sandes am Ufer.' 'Kann ich mir auch davon holen?' sprach der König und war ganz begierig. 'So viel ihr nur wollt,' antwortete er, 'es ist ein Fährmann auf dem Fluss, von dem lasst euch überfahren, so könnt ihr drüben eure Säcke füllen.' Der habsüchtige König machte sich in aller Eile auf den Weg, und als er zu dem Fluss kam, so winkte er dem Fährmann, der sollte ihn übersetzen. Der Fährmann kam und hieß ihn einsteigen, und als sie an das jenseitige Ufer kamen, gab er ihm die Ruderstange in die Hand, und sprang davon. Der König aber musste von nun an fahren zur Strafe für seine Sünden.


'Fährt er wohl noch?' 'Was denn? es wird ihm niemand die Stange abgenommen haben.'

Thala und seine Prinzessin lebten ein glückliches Leben. Das vierte rote Haar von Mortis nahm er als Sehne für seine Bogen und hatte dadurch immer Schaden wie von roten Essenzen.

 

Die zum Schluss nur noch gespannt Zuhörenden klatschten und jubelten. „Bravo Warrix!“ Die nun beseelten Perlentaucher verteilten sich und gingen ihrer Arbeit nach. Aus dem Hintergrund kam die vielseitig belesene Flüsterschwinge und stupste Warrix an. „Ob den Gebrüder Grimm deine Version auch gefallen hätte?“ fragte sie und Warrix grinste ihr sein breitestes Grinsen entgegen.