Kapitel 8: Der Hinterhalt

10.04.2016 01:40

Die Drachenkrieger, Waldläufer, Dampfmechaniker und Magier der Perlentaucher hatten sich bereits versammelt. Ihre Rüstungen, Mäntel und Fahnen bestückt mit dem Perlentaucher-Emblem glitzerten in der Sonne. Eine starke mächtige Gilde von grossen Kriegern die zu Pferd, auf Drachen, Wildschweinen, Raubkatzen oder mit Flügel ausgestattet darauf warteten um Richtung Hogins Mine zu ihrer Hüterin und Drachenkriegerin Ampiria zu ziehen.

 

Stoney stand vor seiner schwarzen Schattenschimähre und steichelte sie sanft über den Kopf bevor er in den Sattel steigen wollte. Er blickte kurz zu Saabia die dicht neben ihm stand und sagte: “Komm Saabia hol deinen Drachen und schwing dich mit deinem süssen Hintern in den Sattel. Wir müssen los! Noch vor dem Einbrechen der Nacht müssen wir zum Festland übersetzen.”

Saabia legte ihr rechte Hand auf Stoneys Brust knapp unter seinem Herzen und blickte ihn an.

Er nahm ihre Hand und drückte sie auf seine Brust. Beide wussten was sich unter ihren Händen unter seiner Robe verbarg.  Knapp unter seinem Herzen befand sich eine alte Narbe einer Verwundung die tödlich hätte sein können. Ein giftiger Speer hatte ihn damals im Hort des Todes tief verletzt und niedergestreckt. Diese Narbe war für beide der Beweis einer Verbundenheit die weit über menschliche Gefühle hinaus ging. 

Ein schmerzvoller Ausdruck in seinen Augen verriet, dass er wusste was dies zu bedeuten hatte. Er hatte so gehofft das es dieses mal anders sein würde."Du weisst das ich das Riff nicht verlassen werde" sagte Saabia mit einer gebrochenen Stimme. Stoney drückte ihre Hand etwas fester an sich und liess seinen Blick zu Boden sinken. Er flüsterte heiser: "Ich weiss"

"Rushy und Roj haben den Bann ums Haus gelegt und alle Spuren zum Haus verborgen. Das Haus ist unsichtbar in dem Bannkreis, alle Wesen die nicht willkommen sind können das Haus nicht sehn oder betreten. Ich bin hier sicher"  Er blickte sie lange an und einen Augenblick dachte sie, dass er bleiben würde aber das war unmöglich, die Gilde brauchte den Jäger der Dunkelheit und das wussten sie beide. Er umarmte sie, küsste sie sanft auf die Stirn und schwang sich auf sein Pferd.

Mit einem stolzen trotzigen Ausdruck in seinen Augen und seiner Stimme rief er ihr zu: "Wenn ich zurückkomme meine liebe Saabia und ich werde zurückkommen dann musst du dein Versprechen einlösen. Das bist du mir schuldig!" er gab seinem Pferd die Sporen und ritt zu den Kriegern und drehte sich nicht mehr um.

Ein Lächeln huschte um Saabia's Mundwinkel und sie rief noch laut genug das Stoney es hören musste: "Wenn wir uns wiedersehen werden und ich verpreche dir das werden wir… löse ich mein Versprechen ein!" Sie winkte den Kriegern welche zum Abschied ihre Waffen in die Luft stiessen und mit lautem Kriegsgeschrei davon stürmten. Nachdem sie weg waren hing noch eine zeitlang eine grosse Staubwolke in der Luft über dem Strand. Deutlich konnte sie den Schimmer des Zauberschildes sehen der mit dem Bannkreis ums Haus gelegt war. Rushy war einer der mächtigsten Magier in Dracania und sein Bann konnte Wochen bestehen bleiben, sogar Monate. Sie war sicher solange sie im Kreis blieb.

Sie ging langsam zum Haus mit schwerem Herzen da sie Stoney und die Taucher so lange nicht sehen würde. Sie wusste Ampiria hatte sie alle nötig um den Kampf mit dem Raben und der dunklen Macht aufzunehmen, als sie plötzlich ein Knacken hinter sich vernahm. Eine Stimme die ihr durch Mark und Bein ging, schwer und dunkel sprach zu ihr:

"Hmm endlich!! ……Lady Saabia…… Ich dachte nicht dass es so leicht sein würde!"

Sie drehte sich um und sah eine Gestalt verhüllt mit dem Zauber des flammenden Schreckendämons. In dem Augenblick als sie ihn erblickte wusste sie das sie ihn aus ihren Visionen kannte. Sie wusste er würde auf sie lauern aber sie ahnte nicht das er es so schnell wagen wird aus den Schatten zu treten und selbst der Bannkreis ihn nicht aufhalten wird. War der Zauber Rushy’s so unvollständig gewesen?! Ihre Waffen waren im Haus und sie hatte nichts dabei mit dem sie sich hätte wehren können.

 

Der Dämon sah wie sie mit ihren Augen hilflos rund um sich blickte. Er lachte ein widerliches lautes Lachen und Griff Saabia am Handgelenk.“Oh du hast doch nicht etwa Angst vor mir meine Gute?” er näherte sich ihrem Gesicht so nah dass sie seinen Atem riechen konnte. Der Geruch war seltsam vertraut nach Met und wilden Kräutern. Ihre Gedanken kreisten. War er der Rabe? Warum hat er sich vermummt?  Er drückte ihr Handgelenk so fest das sie fast glaubte er würde es ihr brechen. "Was willst du von mir?" erwiderte Saabia mit ernster Stimme. Sie wusste das sie keinen Fehler machen durfte. "Oh du weisst genau was ich will und es wird Zeit dass du es mir zurück gibst."  Sie blickte ihn an und sog den Geruch seines Atems tief in sich und schloss die Augen um sich in eine Vision fallen zu lassen aber es geschah nichts....warum kam keine Vision? "Ich weiss nicht wovon du redest Dämon!?" Der Dämon blickte Saabia durchdringend an und lachte schallend: "Ha ha ha .......funktioniert dein Hexenzauber nicht bei mir? Oh wie mächtig sind doch die Anbeter Balor's wie gross sind die Kräfte der Titanen. Wenn du dich nur sehen könntest du grosse Stammeskriegerin. Selbst Ataya kann dir nun nicht mehr helfen. Ich werde es mir zurückholen mit oder ohne deine Hilfe Lady Saabia". Er spuckte neben sie auf den Boden und erhob seine rechte Hand und entblößte einen Dolch.

 

"Diesen hier habe ich dir mitgebracht, ich hoffe nur es bricht deinem Magier nicht das Herz dich damit mitten in der Brust anzutreffen....hahahha...." lachte der Daemon laut. Saabia konnte sehen das es zu den gleichen Tayaz-Waffen gehörte wie der Speer der Stoney damals im Hort des Todes verwundete. Vermutlich war die Klinge auch vergiftet. Was hat das zu bedeuten? ist er der Verräter von damals?

Saabia wusste das sie elendig an dem Gift krepieren würde wenn er sie mit der Klinge verletzt. Sie zögerte keinen Augenblick und stiess dem Dämon so hart sie konnte ihr Knie zwischen seine Beine... er schrie schmerzhaft auf und lockerte den Griff ein wenig.

Sie riss sich los und rannte wie besessen zum Strand da sie wusste das dort ein altes Übungsschwert von Ampira hinter einem Stein am Eingang der alten Grotte lag. In dem Augenblick als sie den Bannkreis verlassen hatte wusste sie das sie den grössten Fehler ihres Lebens gemacht hatte. Das laute Geräusch der Andermacht verfolgte sie und kam immer näher. Bevor sie reagieren konnte wurde sie in den Rücken getroffen und sackte wie eine leblose Puppe in sich zusammen. Saabia lag regungslos auf dem Boden. Der Dämon packte Saabia an einem Bein und schleifte ihren regungslosen Körper erbarmungslos in Richtung der Grotte.

Saabia’s Geist war wach nur ihren Leib konnte sie nicht bewegen. Der Zauber hatte sie nicht getötet nur gelähmt. Sie spürte wie ihr Gesicht rau über den Sand geschleift wurde bis zu den harten Treppen des Grotteneingangs, dort liess er sie liegen und drehte sie mit einem Fusstritt um wie bei einem zu Tode gejagten Stück Vieh. Warum hatte er sie nicht getötet? Ausserhalb des Bannkreises konnte er seine verbotene Magie anwenden. Saabia's Gedanken kreisten in seltsamer Klarheit- Ihr Verstand lief auf hochtouren. Er ist ein Jäger - er will kein Opfer er will Beute erlegen - darum hat er mich nicht getötet. Welches Spiel spielst du mit mir? warum bekomme ich keine Vision... er weiss von meiner Gabe. ICH KENNE IHN!!

Er ging zur Türe um diese aufzustemmen. Der Geruch des Blutes und der gewaltige Schmerz der lähmenden Andermacht in ihrem Körper trieb ihren Geist in wirre Visionen und Halluzinationen.

Sie sah Stoney verwundet im Regen sitzen wie er hoffnungslos und voll Wut in die Nacht hinaus schrie, auf seiner Hand eine kleines geflügeltes Lichtwesen welches ihm Worte zuflüsterte in einer ihr unbekannten Sprache.....

Sie sah Ampiria die Hinterhältig von einem riesigen Eis - Dämon in den Rücken getroffen wurde und zu Boden sinkt, sie hörte das Lachen Ampiria's welches im grausamen Geräusch der Andermacht zu ersticken schien....

Sie sah Tod, Verzweiflung, vernichtetes Land, verwüstete Städte und mitten darin eine unbekannte silberne Magierin die in einen Mantel aus Blut sich vor ihr aufbaute und einen Totentanz aufführte... schliesslich verlor sie das Bewusstsein.

Angsteinflössendes dämonisches dunkles Gebrüll erfüllte für einige Sekunden den Strand. Minuten später ist es wieder ruhig und friedlich und das Meer spült langsam aber stetig die Schleifspur im Sand, das letzte sichtbare Zeichen dieses grausamen heimtückischen Anfalls, hinweg.