Kapitel 17: Mystische Begegnung
Das Geräusch des Regens auf dem Blätterdach hatte etwas Beruhigendes. Die Regenzeit in Lor Tac bedeutete für viele Wild Clans, dass sie sich zeitweilig in ihre Baum-Dörfer zurückziehen mussten da das Froschflussdelta nun regelmäßig für Überschwemmungen sorgte. Mit dem Regen kam aber auch immer Leben, Fruchtbarkeit und Nahrung zu den Clans. Dieses Jahr, so hörte er, war es anders, der Regen brachte keinen Segen sondern angeblich einen Fluch der das Land, die Natur und seine Bewohner aus seiner Balance bringt. Luzifers Oberschenkel schmerzte noch etwas aber das sollte in ein paar Tagen vorbei sein. Er hatte sich bei der letzten Jagt ein paar Kratzer zugezogen die sich schmerzhaft entzündet haben. Sein Vater war seit einigen Tagen unterwegs zu einem Wilden Tayaz Schamanen um sich Pfeilgift, ein paar Pilzfallen und eine Tinktur für seine Wunde zu besorgen.
Es war ein seltsames Gefühl nun in der Baumhütte seines Vaters zu liegen als wäre es nie anders gewesen. Seit seiner Ankunft in Yaltepetl hatte er das Gefühl in einem Traum angekommen zu sein in einer Welt in die er eigentlich gehörte. Ein Halbblut wurde in der alten zivilisierten Welt zwar toleriert aber immer etwas argwöhnisch beobachtet. Hier war das anders er war einfach ein Teil von ihnen und es gab noch mehr von seiner Sorte.
Die Tage die er bei dem Nomaden Tayaz Clan seiner Mutter verbrachte waren wie eine Erleuchtung für ihn. Auf einmal Begriff er seinen Blutdurst den er bei der Jagd verspürte, sein Lupenreiner Instinkt was gefährliche Situationen anging und die unglaubliche Fähigkeit seines Herzens zu hassen und zu lieben. Er hatte die Ehre ohne den Stammes Initiationsritus durchlaufen zu haben zusammen mit den stärksten Stammeskriegern auf die Jagd gehen dürfen. Flederkreischer und Wildschweine standen ganz oben auf dem Speiseplan des Stammes. Luzifer war ein ausgezeichneter, erbarmungsloser, blitzschneller Magier der seinen Rang und Ruhm in vielen Arenagefechten bereits bewiesen hatte. Die Stammeskrieger waren begeistert von ihrem mächtigen verschollen geglaubten Bruder.
Luzifers Mutter war schon seit langem tot, sie ist bei der Geburt von Luzifers Schwester gestorben. Das Mädchen hatte silbernes Haar und machte den Dorfältesten große Angst, so das dem Vater Luzifers nichts anderes übrig blieb als seine beiden Kinder nach Kingshill zu bringen um sie dort von Pater Pius aufziehen zu lassen. Seine Schwester wurde kurz darauf von einem netten Missionarspärchen in Obhut genommen und kam nur noch selten nach Kingshill zu Pater Pius und zu ihm. Sein Vater hatte den Verlust seiner Frau nie überwunden, vielleicht war er deswegen nicht mehr bei ihm aufgetaucht, da es zu schmerzlich für ihn war ihn zu sehen, denn nur er hatte von den beiden die Merkmale der Katzenmenschen und sah seiner Mutter sehr ähnlich.
Violetta, so erfuhr er, lebte mit ihren Zieheltern ganz in der Nähe von Yaltepetl und hatte von da ab regelmäßigen Kontakt mit ihrem Vater und ihrem Volk. Die Schamanen waren sich sicher, dass ungeahnte Kräfte in dem Mädchen steckten. Noch als kleines Mädchen entdeckte sie, dass sie eine große Gabe der Tierbeschwörung hatte und mit den seltsamsten Wesen Kontakt aufnehmen konnte. Als der "Wald erwachte" wie die ältesten die Geschehnisse der verbotenen Macht nannten, schickten sie Violetta nach Kingshill um dort Verbündete zu finden, die bei dem Kampf gegen die verbotene Macht helfen sollten. Violetta war nun schon seit einigen Wochen unterwegs und niemand in Yaltepetl hatte bisher eine Nachricht von ihr bekommen.