Kapitel 2: Das dritte Auge
Die Magnetstürme nahmen seit den letzten Wochen an Heftigkeit schnell zu. Turmhohe aufgepeitsche Wellen brachen sich mit lautem Krachen an den Felsen des Perlenriffs. Mit einer tiefen Sorgenfalte über der Stirn beobachtet Saabia, vom Fenster ihrer Gemächer aus, fasziniert und atemlos das grausame Spiel der Naturgewalten.
Sie vermisste Stoney der sie in solchen Situationen immer in den Arm nahm, über ihre Sorgenfalte strich, diese sanft küsste und ihr beruhigend zusprach, “mach dir keine Sorgen, Ampiria wird es schaffen.”
Die Müdigkeit die schwer auf Saabia’s Augenliedern lag verschwand in jenem Augenblick als Saabia ein lautes ticken am Seitenfenster vernahm. Mit wachsamen Augen lief sie zum Fenster um nach zu sehen was dieses Geräusch verursachte. Eine kleine Taube versucht sich mit letzter Kraft am Fenstersims festzuhalten um nicht vom Sturm hinweg gefegt zu werden.
Schnell öffnete Saabia das Fenster und brachte die kleine Taube in Sicherheit. “Was machst du den da draussen bei diesem Höllenwetter?" Sie versuche die Taube zwischen ihren Händen und Ihrer Brust zu wärmen und hauchte ein wenig warme Luft in das Federkleid der Taube. Dabei bemerkte sie eine kleine Ledertasche am Bauchgefieder. Sie öffnete die Nachricht und konnte die Freudentränen die in ihr aufstiegen kaum unterdrücken.
Endlich eine Nachricht von Ampiria. Sie war bereit sich der Aufgabe zu stellen. Saabia nahm die Rabenfeder und roch daran. Der süsse Geruch von atlantischen Wasserhyazinthen mischte sich mit dem von Blut und Metall. Aber in dem Geruch war noch mehr. Saabia schloss ihre Augen und liess sich im Sog des Duftes in eine Vision gleiten die sich vor ihren offenen Augen manifestierte während sie aus dem Fenster starrte.
“Hahahaha…..oh Gott!! Luzi du machst mich fertig!! Du bist Wahnsinnig!!” Ampiria lag gekrümmt vor Lachen auf den Boden und dicke Tränen liefen entlang ihrer Wangen und bahnten sich eine weisse Spur durch das blutbefleckte Gesicht. Luzifer kreiste mit seinen schwarzen Flügeln wie ein Todesengel über ihr und trieb eine grosse Traube Seemöwen zusammen, ähnlich einer Schafherde der Lüfte und wartete bis die Vögel alle Fleischstücke des Orbax vom blutigem Strand aufgepickt hatten. Er landete neben Ampiria und grinste sie mit einem schelmischen Lächeln an, zeichnete neben ihr mit seiner Zauberrute eine Rose in den blutigen Sand und reichte ihr die Hand um sie hoch zu ziehen, “für dich meine Liebe, tu ich fast alles”.
Ampiria war dabei sich die staubigen Kleider auszuklopfen als sie von weitem Stoney sehen konnten der mit schnellen Schritten zu den beiden lief. Erleichtert stellte er an Ampirias lachen fest, das es nicht ihr Blut war mit dem sie überdeckt da stand und fragte: "Was ist den hier geschehen? Alles in Odnung mit euch beiden? Ich habe vom Fenster aus den blutigen Strand gesehn".
"Alles in Ordnung Stoney, keine Sorge uns geht es gut im Gegensatz zu dem Orbax den Luzifer in Zentimeter grosse Fleischstücke zerhackt hat." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte Luzifer warm an. "Der Orbax wollte mich wohl zum Mittagessen verspeisen und hat mich bei einem Nickerchen am Strand überrascht. Luzifer hat den Orbax in Sekundenschnelle durch die Luft gewirbelt und mit der Präzision eines Hofschmieds in kleine Fleichstückchen zerlegt. Ich hatte noch nicht mal Zeit genug um dieser orbaxischen Blutdusche zu entkommen”.
Sie ging einen Schritt auf Luzifer zu und sah an sich nach unten und rümpfte die Nase. "Danke mein Freund aber ich brauche nun wirklich ein duftendes Bad". Sie lief zum Haus wo Saabia bereits an der Türe auf sie wartete und das Badehaus für sie schon angeheizt hat. “Langsam gewöhne ich mich an dein drittes Auge Saabia” sprach Ampiria und befreite sich von dem wiederlichen Orbaxblut.
"Weisst du wie der Orbax auf das Perlenriff gekommen ist und was er wollte?", fragte Stoney mit einem bedenklichen Ausdruck im Gesicht. Luzifer lachte und entblöste dabei seine strahlend weissen Fangzähne die ihn verrieten das er ein Halbblut war. Die Katzenfrauen der TolTac waren berühmt für ihre Verführungskünste. “Ich glaube sie haben wohl gelernt sich Flöße zu bauen und werden nun von dem süssen Duft unserer zauberhaften Frauen angelockt um sie zu verspeisen.” Stoney lachte: “Ja süss und gewalttätig trifft es wohl besser”.
Seine grünen Augen ruhten auf dem Meer und hinter dem Nebel des Horizontes konnte man mit etwas Fantasie die Küsten von Lor Tac erahnen. Stoney murmelte vor sich hin "Was treibt euch zu uns? Was macht euch so Angst dass ihr bei uns euer Leben riskiert. Was wollte der Orbax auf dem Perlenriff?" ...